Momentan kann man nicht Golf spielen. Wegen Corona ist der Freiluftsport verboten – zu gross die Ansteckungsgefahr.
Diskutieren wir nicht – ist halt so.
Also habe ich jetzt Zeit für diverse schöne Fahrradtouren. Mein Pedelec hatte ich seinerzeit mit dem GPS-navigationsfähigen Steuergerät gekauft. Bislang hatte ich wenig Gebrauch davon gemacht, denn den Weg zur Arbeit und wieder zurück fand ich selbst morgens noch ohne Hilfe.
Zufällig hatte ich dann doch herumprobiert, wie das wohl mit Navi wäre. Ich stand irgendwo im Nirgendwo und wollte heim, ohne viele Berge erklimmen zu müssen. Also: „Bring mich heim“ ausgewählt.
Gleich wurde ich gefragt, ob ich a) die schnelle Route, b) die schöne Route oder c) Mountainbike-mässig heim wollte.
Ich habe die schöne Route ausgewählt, gespannt, was mich nun erwartete. Und siehe da, die Route war wirklich schön. Nicht zu steile Anstiege, ab und zu einen schönen Ausblick, gelegentlich auch auf die ferne Porta. Ja, so ist’s fein.
Mein Traum war immer, einmal mit dem Rad die Weser entlang. Richtung egal, hauptsache flach und „schöne Landschaft“.
Mutig geworden, habe ich mich auf der Bosch-Website eingeloggt. Bosch-connect. Da kann man Routen planen. Ist nicht ganz selbsterklärend, aber funktioniert doch erstaunlich mühelos. Also versuchsweise mal die Route „Bad Oeynhausen – Hameln“ erstellt. Speichern auf dem Steuergerät liess sie sich auch.
Gestern mal ausprobiert.
Zunächst ging’s in gewohnter Manier den Berg herab und die B 514 Richtung Vlotho lang. Dabei fiel mir auf, dass das Navi sehr darauf achtete, dass ich Radwege (gibt’s da wirklich) benutze. Schön. Kurz vor Vlotho geht’s dann an der Kläranlage vorbei auf einem Rad- und Fussweg die Weser entlang. Auch schön. Das Vergnügen endete aber schon bald: hinter dem Hafen Vlotho, wo einst ein Stellplatz für einige Wohnmobile samt Infrastruktur eingerichtet wurde, musste ich wieder direkt auf der Strasse fahren. Die B 514 lang. Erst nach mehreren hundert Metern Zitterpartie auf der von Lkw und Pkw zahlreich frequentierten Strasse – ohne Schutzstreifen wohlgemerkt, also mitten im Geschehen und nicht nur dabei – ging’s wieder auf einen Radweg. Man fährt dann getrennt vom Strassenverkehr einigermassen gemütlich. Kurz bevor die B 514 nach Kalldorf einbiegt, führt das Navi mich rechts weg von der Strasse und im Bogen auf ruhigem Kurs nach Kalldorf. Im Ort sind dann wieder mehrere hundert Meter Strasse zu befahren, wieder mitten im Verkehr, bevor kurz vor dem Ortsausgang links der Strasse ein Radweg beginnt. Da muss man aber erst mal heile hin kommen, denn der geschätzte Radfahrer darf im fliessenden Verkehr eine Weile mitten auf der Strasse auf eine Lücke zum Einbiegen abwarten. Nix für nervenschwache Leute.
Bis kurz vor Langenholzhausen fährt man auf diesem Radweg, dem zum Prädikat „schön“ leider eine Kleinigkeit fehlt. Mitten im Lauf ist man gezwungen, die B 514 zu queren, da der Radweg auf die andere Strassenseite wechselt. Auch nichts für Nervenschwache.
Der Ort Langenholzhausen ist schon im Blick, da verlangt das Navi, ich möge links einbiegen. Auf der Strasse. Dann zeigt es mir, ich möge nochmals links in den Feldweg einbiegen. Der endet aber nach ein paar hundert Metern in einer Weide. Jetzt stellt sich heraus, dass ich die Anweisung, dort einzubiegen, falsch verstanden habe. Gemeint war nämlich nicht der Feldweg, sondern die B 238, die man jetzt – ohne Schutzstreifen oder gar Radweg – eine Weile entlang fahren sollte.
Da habe ich dann aber verweigert. So wagemutig bin selbst ich nicht.
Bis hierhin war die Route, obwohl die Landschaft einige kleine Berge und Hügel hat, relativ eben.
Dass das auch anders geht, erfuhr ich, als ich wieder „Bring mich heim“ ausgewählt und „Schöne Route“ angeklickt hatte.
Das Navi lotste mich jetzt aus Kalldorf weg Richtung Westen, die Hügel hinauf. Kurz vor Bentorf (der Kundige ahnt schon, dass das ohne tüchtige Unterstützung meines E-Motors nichts geworden wäre) dann ein zweiter Faux-pas: rechts abbiegen soll ich und die Strasse den Berg hinauf geradeaus fahren. Da gibt es aber keine Strasse. Links auf’n Hof oder rechts herum – auch auf’n Hof. Mehr ist nicht. Keine Strasse voraus!
Mit ein bisschen Improvisieren komme ich dann aber doch in Bentorf auf der Höhe an. Es geht – die Strasse kenne ich – jetzt wieder bergab, auf die Weser zu. Na gut, da kann ich dann ja links Richtung Vlotho und alles wird gut.
Jetzt will’s mein Navi aber wissen. „Schöne Route“? Bursche, das machst du nicht mehr so oft, scheint es zu sagen – und lotst mich kurz vor dem Scheitelpunkt meiner Berganfahrt links in eine kleine Strasse hinein. Die wird immer enger, setzt sich in einem Waldweg fort und ich habe den Eindruck, ich hätte versehentlich die „Mountainbike“-Option ausgewählt. Bevor ich mich im tiefen Wald aber so richtig festfahren kann, blockiert ein umgestürzter Baum die Route. Also, jetzt hat’s ein Ende mit Navi. Ich wende und setze meine Heimfahrt selbständig fort.
Schüchtern hat das Navi dann noch diese oder jene Einwendung gegen meinen Kurs, aber ich ignoriere das tapfer. Gut, dass mich hier keine Computerstimme vollplärrt mit „wenn möglich, bitte wenden!“ wie im Auto, bevorzugt in Einbahnstrassen oder auf der Autobahn.
Zuhause angelangt, verwerfe ich die erstellten Routen. Haben sich als ungeeignet erwiesen.
Statt dessen plane ich jetzt zweistufig. Erst mal von Bad Oeynhausen nach Rinteln und dann von Rinteln nach Hameln. Auf dem Papier sieht die neue Route schon mal sehr fahrradfreundlich aus: Radwege, soweit man sehen kann. Bin gespannt, ob das auch in der Realität so funktioniert.
Eins aber weiss ich jetzt schon: auch mit derm Powerpack 500 komme ich mal gerade so bis nach Hameln. Da wäre dann ein mehrstündiger Aufenthalt mit Stromanschluss einzuplanen – oder der Erwerb eines weiteren Powerpack 500 – für 790,-€ nicht gerade ein Schnäppchen. Oder man fährt die ganze Strecke im „eco“-Modus. Flachland wäre da von Vorteil…