Es sollte eine Fahrt nach Hamburg werden. Dort der letzte Kongress, den ich vor der Rente besuchen wollte.
Donnerstag hin – Samstag retour.
Als geübter Bahnfahrer war ich natürlich mit den vorgeschlagenen Verbindungen nicht einverstanden und habe nachgebessert.
Wenn Ihnen 9 Minuten Umsteigezeit an einem quirligen Bahnhof wie Hannover zugestanden werden, lachen Sie herzlich und bessern nach. Mindestens eine Viertelstunde sollte es schon sein.
Allerdings nur, wenn Sie mit dem Regionalverkehr anreisen. Der fährt einigermassen pünktlich, wie die Erfahrung lehrt.
Was soll ich sagen: mit grossem Erstaunen sehe ich kurz vor Hannover im DB-Navigator die Meldung, der ICE xy, den ich nach Hamburg benutzen wollte, falle aus. Zug fällt aus. Stand da lapidar. Ei, warum habe ich denn den Verspätungs-Alarm aktiviert, der mich frühzeitig über diese und ähnliche Pannen informieren sollte?
Was nun?
Schnell eine Ersatzverbindung von Hannover nach Hamburg gesucht – aber immer „Platzreservierung nicht möglich“ im Display. Naja, so ohne eine Platzreservierung wird das ganze zum unkalkulierbaren Abenteuer. Mal sehen. Ach, direkt im Anschluss an unsere Ankunft in Hannover geht ein ICE nach Hamburg, bei dem mir „geringe bis mittlere Auslastung“ signalisiert wird.
Den geentert. Natürlich, in der ersten Klasse kaum Sitze frei, schon gar nicht zusammenhängend. Man reist ja nicht allein – so verschlägt es uns in die 2. Klasse. Dort massenhaft Sitze frei und der Fahrt nach Hamburg steht nix mehr im Wege.
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Rückfahrt am Samstag. Zug ist pünktlich. Die reservierten Sitzplätze sind immerhin als „gegebenenfalls freigeben“ gekennzeichnet, obwohl wir erst im November gebucht haben. Scheint zu kurzfristig gewesen zu sein. Aber immerhin, wir finden sie unbesetzt vor. Aber: die Bahn kennt kein Pardon! Wir haben eine „geänderte Wagenreihung“. Und das ist schon auf dem Bahnhof Hamburg-Dammtor eine kleinere Katastrophe. Wer nicht flink im Finden seines Waggons ist, steigt unter Umständen in den falschen Zugteil ein und kann seinen Platz erst im nächsten Bahnhof erreichen. Im Hamburger Hauptbahnhof, bekannt für seine übervollen Bahnsteige, bekommen wir so schon mal die ersten fünf Minuten Verspätung. Dazu dann eine „Signalstörung“ zwischen Uelzen und Celle, die dazu führt, dass der Lokführer „auf Sicht“ fahren muss. Mehr als 80 km/h sind da nicht drin, wenn man innerhalb der Sichtweite anhalten können muss. Wir bewundern minutenlang ausgiebig die wunderschöne Landschaft im Bummelzugtempo. Et voilà, der Anschlusszug verlässt den Hannoveraner Hauptbahnhof fünf Minuten vor unserer Ankunft dort, trotz des auf der restlichen Strecke vorgelegten gewagten Tempos.
Gottseidank ist der Berlin-Amsterdam-IC (mit ausnahmsweisem Halt in Bad Oeynhausen) noch erreichbar und tatsächlich entspricht die Ansage „geringe bis mässige Auslastung“ den Tatsachen. Uff.
Wir lernen: wer Bahn fahren will, braucht Zeit. Und Geduld. Und einen DB-Navigator, mit dem man seine Zugverbindungen einsehen und blitzschnell anpassen kann. Sonst wird das nix. Und den muss er auf der Fahrt auch immer wieder kontrollieren, da die „Verspätungsalarm“-Geschichte in der Regel erst alarmiert, wenn die Verspätung offenkundig geworden ist und man sich selbst ausrechnen kann, dass der gewünschte Anschluss verpasst wird.
Gerade für das Bahnfahren scheint heutzutage zu gelten: „Der Weg ist das Ziel“.
Wie das Ersetzen von Inlandsflügen auf diese Weise funktionieren soll, wo die zusätzlichen Passagiere Platz finden sollen, das wissen die Götter.