Soll angeblich gesund sein.
So liest man immer wieder in Anzeigen und Flyern zu dieser Kampagne.
Mir stellt sich das anders dar.
Es scheint sich um ein getarntes Unternehmen zum „sozialverträglichen Früh-Ableben“ frei nach Carsten Vilmar zu handeln.
In den nun etwas dunkleren Morgen- und Abendstunden habe ich in den letzten Wochen so viele Beinahe-Unfälle mit unachtsamen Autofahrern gehabt, dass ich an diese Theorie zu glauben bereit bin.
Wohlgemerkt: ich bin kein Kampfradler, fahre – nach Möglichkeit – konform zur StVO und benutze Licht, Reflektoren, auffällige Kleidung und Helm.
Aber irgendwie will sich kein sicheres Gefühl einstellen.
Da wäre zum Beispiel der Seitenabstand beim Überholen. Ja, ich nehme mir das Recht, einen Meter zu geparkten Fahrzeugen einzuhalten, bei denen ich nicht erkennen kann, ob auf dem Fahrersitz jemand bereit ist, das ach so beliebte Hobby des „Dooring“ auszuüben. Die Sportart, bei der vorbeifahrende Radfahrer mit einer ruckartig auffliegenden Fahrertür gefällt werden. Schon beim zehnten getöteten Radfahrer gibt’s eine namhafte Prämie von der Rentenversicherung…. also fleissig geübt!
Und genauso erwarte ich, dass überholende Pkw zu mir einen angemessenen Seitenabstand einhalten. Gut, die von der Rechtsprechung geforderten ein-Meter-fünfzig lassen sich auf engen Vorort-Strassen oft nicht ganz einhalten, aber über so’n Meter würde ich mich auch schon freuen. Geht aber nicht. Gerade morgens sind wir so in Eile, dass trotz geparkter Fahrzeuge, an denen ich vorbeifahre, noch versucht wird, gleichzeitig mit mir dran vorbeizukommen. Häufig mit einem wenige Zentimeter messenden Abstand zum eiligen Radler. Der soll sich halt nicht so haben, er braucht ja nur den Lenker ruhig zu halten und schon bald ist das Engegefühl weg, das ihn befällt. Stellt man so einen Autofahrer an der nächsten Ampel zur Rede, gelingt es nur mit äusserster Mühe, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Schuldbewusstsein? Eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben? Nitschewo! Meist wird der dreiste Radler angebrüllt, häufig auch Gewalt angedroht. Mit Beschimpfungen übelster Art. Naja, da habe ich auch keine Lust drauf. Erinnern an Verkehrsregeln ja, Nachholen der fehlenden Sozialisation – nein. Eindeutig nicht meine Aufgabe….
Mir juckt’s bei knappem Überholen immer in den Fingern – äh Füssen, da mal kräftig zuzutreten. Ich kann aber davon nur abraten, unbotmässigen Autofahrern mit Sachbeschädigung beizubringen, was ein ausreichender Seitenabstand ist. Durch den Fusstritt entstünde ein Bewegungsimpuls in die entgegengesetzte Richtung. Da aber ist das parkende Auto oder gar der Bordstein – und der Ausgang dieser Richtungsänderung ist klar vorhersehbar. Und ganz sicher nicht die Sache wert.
Also nix mit „trete Ihnen ein Loch ins Blech“!
Wovon ich vielmehr träume, wäre ein Radweg, wie ich in den Niederlanden schon viele besichtigen durfte. Abseits des Autoverkehrs, vielleicht noch durch einen Graben von der Strasse getrennt, breit genug, damit man langsamere Radler überholen kann….
Aber hierzulande gibt’s nur „barfuss oder Lackschuh“. Entweder eine „Fahrradautobahn“ wie im Ruhrgebiet, oder gar keine getrennten Radwege, wie sonst üblich. Einen Radweg auf die Fahrbahn einer vielbefahrenen Strasse aufzumalen, macht die Sache keinesfalls besser. Und was nützt die Einrichtung von „Fahrradstrassen“, wenn der geneigte Autofahrer hilflos vor solchen Verkehrszeichen steht, weil ihm die Grundlagen der dort geltenden Regeln nicht vermittelt wurden?
Und daran, dass Auto- und Radfahrer miteinander umgehen lernen, was eine Trennung der Verkehrsflächen unnötig machen würde, daran glaube ich schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht hier in Deutschland.