nein, das Unwort überhaupt wurde noch nirgendwo gewählt.
Meiner Meinung nach ist es „unsere Demokratie“.
Denn dieser Begriff bedeutet die Unterteilung der Demokratie in „unsere“ und „eure“, also die Spaltung. Selbstverständlich ist „unsere Demokratie“ die Demokratie der Gutenᵀᴹ. Alle anderen bewegen sich ausserhalb dieser Sphäre und sind selbstverständlich abzulehnen, ja zu bekämpfen, wenn man „unsere Demokratie“ noch retten will.
Wer so argumentiert, grenzt aus.
Dabei ist die Demokratie doch stets geprägt durch Gegensätze, Diskurs, ja Disput gehören dazu.
Ein Bonmot, das je nachdem diesem oder jenem zugeschrieben wird, besagt „Demokratie bedeutet, dass man sich von Leuten, die man nicht leiden kann, sagen lassen muss, was man nicht hören will.“
In „unserer Demokratie“ ist aber Diskurs gar nicht erwünscht. Man hat keine Meinung mehr, sondern Haltung. Der Schulterschluss, das Zusammenstehen, ist gefragt.
In diesem Zusammenhang erscheint die „Brandmauer“ als höchste Ausgrenzung. Wer Brandmauern gegen Teile des demokratischen Spektrums errichtet, begrenzt dieses auf einen engen Raum. Man macht sich willentlich manövrierunfähig. Was spricht dagegen, einen Antrag einzubringen, wenn dieser vernünftig und zielführend ist, auch wenn „die Falschen“ dem zustimmen würden. Wird er durch Zustimmung von der „falschen“ Seite ungültig oder verliert er seine Berechtigung?
In einer wahren Demokratie wäre auch keine „Koalition“ nötig, da könnte es auch eine Minderheitsregierung geben, die sich für ihre Gesetzesvorhaben und Anträge ihre Mehrheiten von Fall zu Fall im Plenum sucht. Das aber scheint hierzulande undenkbar. Natürlich würden dann auch „die Falschen“ eventuell zustimmen…
Eigentlich schaffen jene, die „unsere Demokratie“ verteidigen wollen, die Demokratie an sich komplett ab.
Ist nur noch nicht jedem aufgefallen.