Traumland Grünland

Immer wenn Grüne ihre Ideen erläutern, steht mir der Mund offen. Vor Staunen. Zunächst mal hört sich alles gut und richtig an.

Aber irgendwie bleiben letzte Zweifel an der Durchführbarkeit dieser Ideen.

Und immer dann, wenn jemand Fachkundiges sich die Mühe macht, Berechnungen anzustellen (die sind häufig genauso wenig mein Ding wie offenbar bei den grünen Urhebern, denn sie machen Mühe und setzen einiges an Fachwissen voraus), schlägt die Realität zu. Beispiele gefällig?

Stichwort Energiewende.

Sicher kann man so ein Industrieland auf unstete Energieerzeugung umstellen, wie Windkraft und Solarenergie nun mal sind. Nur zu dieser „Wende“ gehört jedoch ein Konzept. Wohin mit dem zu viel erzeugten Strom um die Mittagszeit? Woher kommt der Strom abends und in der Nacht, vor allem bei Flaute. Der Aufbau von Speichermöglichkeiten gehörte wohl zwingend zu so einem Konzept. Rechnet man nach, gibt es weder genügend seltene Erden für großflächigen Speicherausbau, noch wäre der bei derzeitigen Preisen in irgend einer Weise bezahlbar.

Kürzlich hat unser Wirtschaftsministrierender das Konzept für sein „Wasserstoffkernnetz“ vorgestellt. Und Fachleute wundern sich: ein Kernnetz ohne Speicher? Wie sinnvoll ist das denn? Da werden also Milliarden verplant, ohne ein tragfähiges Konzept. Woher kommt denn der ganze Wasserstoff, um die Stahlindustrie „grün“ zu machen? Zu welchem Preis? Ist Namibia wirklich die Lösung? Wer wird diesen völlig überteuert produzierten grünen Stahl denn kaufen? Alles offene Fragen. Aber schon mal Milliarden-Planungen machen. Bislang hat niemand Antworten auf diese Fragen. Einzig das Abgreifen von riesigen Summen an Subventionen klappt schon mal problemlos. Hören die Subventionen auf, hört auch die grüne Stahlproduktion auf. So sicher, wie das Amen in der Kirche.

Stichwort Verkehrswende.

Demnächst fahren wir alle Elektroautos. Alle? Nein, denn dazu fehlen einfach die Rohstoffe, Elektroautos für alle bereitzustellen. Und teuer sind sie auch noch. Es fahren also die Einen, die es sich leisten können. Die anderen fahren Bus und Bahn – so sie denn kommen. Hat speziell auf dem Land einen Hauch von Abenteuer, auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen zu sein.

Darüber hinaus sind sie ein wirtschaftlicher Totalschaden, wenn der Akku ausgetauscht werden muss. Offen ist die Frage, woher denn die ganze Energie kommen soll, die schönen Elektroautos aufzuladen.

Freiwillig und ohne massive staatliche Subventionen kriegt man kaum einen Kunden dazu, sich so ein Elektrofahrzeug zuzulegen.

Rechnen Experten mal realistisch vor, ab wann ein E-Fahrzeug einen Vorteil hinsichtlich der Umweltbelastung gegenüber den Verbrennern aufweist, so kommen sie auf eine Fahrleistung, die ein Bürger selten erreicht.

Und zum Schluss noch die „Heizwende„.

Wir heizen also alle demnächst per Fernwärme oder elektrisch per Wärmepumpe. Jetzt schon haben Städte ein „Wärmekonzept“ und verbuddeln Millionen für das Fernwärmenetz. Und Neubauten ohne Wärmepumpe sieht man kaum – wobei dafür ein separater Stromliefervertrag abzuschließen ist, der den Lieferanten bei übermäßiger Beanspruchung der Netze das Recht einräumt, kurzfristig die Lieferung auszusetzen. Fachleute empfehlen, den Speicher für die Wärmepumpe doppelt so groß zu bauen, wie eigentlich erforderlich wäre, damit solche „Lieferpausen“ schadlos überstanden werden können. Pech hat derjenige, dessen Wärmepumpenkonstruktion keinen Speicher vorsieht, da bleibt nicht nur die Küche kalt.

Bei realistischer Betrachtung hat diese „Wende“ keine Chance, denn es ist völlig unklar, wo bei vollzogenem Kohleausstieg die benötigte Energie herkommen soll. Wind und Sonne schaffen das nicht, auch wenn wir jedem sein Windrädchen in den Vorgarten stellen und sein Hausdach mit Paneelen garnieren. Und nun?

Ist doch einfach schade, dass die Realität die grünen Phantasien immer umzingelt. Alle wohlklingenden Ideen reimen sich leider auf „Strom“ – und unklar ist, woher wir den verlässlich und bezahlbar bekommen sollen. Gut gemeint ist das Gegenteil von „gut gemacht“, ein Zitat, das Kurt Tucholsky zugeschrieben wird.

 

Die vierte Generation

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass die Regierenden hierzulande in wilden Aktionismus verfallen sind? Wumms jagt Doppel-Wumms, kaum ist die „Gaspreisbremse“ verkündet (Einzelheiten überlassen wir den subalternen Arbeitsgruppen), da stellt sich heraus, dass sie, so wie sie verkündet wurde, gar nicht umsetzbar ist. Da beruhigen sie uns damit, die Gasspeicher seien vor dem Winter in einem guten Füllzustand – und dann kommt heraus, dass da zwar genügend Gas drin zu sein scheint – aber dieses gehört „uns“ gar nicht sondern irgendwelchen Händlern, die dann im Winter ihre Geschäfte damit betreiben. Und nicht zwingend uns beliefern werden…

Kann mal jemand dem Wirtschaftsministernden erklären, wie Wirtschaft funktioniert? Könnte helfen. Denn der hat sich seinerzeit schon mit der Pendlerpauschale schwer getan, vom Insolvenzrecht versteht er scheinbar nur den Titel…

Und auch der Aussenministerin scheint nicht klar zu sein, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Haltung ist immer schön, eine Haltung, die sich an wirtschaftlichen Interessen orientiert weniger und eine an Starrsinn grenzende Haltung den Bösen dieser Welt gegenüber ist schon ein wenig rührend. Vielleicht erläutert man ihr mal, dass man als Aussenministerin diplomatisch sein muss – auch mit den sogenannten Schurken dieser Welt darf das Gespräch nicht abreissen. Man muss ja deren Standpunkt weder teilen noch gut finden – aber reden, reden muss man schon. Aber sie hat sich schon früh festgelegt, als deutsche Aussenministerin die Interessen der Ukraine höher zu bewerten als die deutschen – egal, was ihre deutschen Wähler*innen davon halten, wie sie selbst gesagt hat.

Wende um Wende wird verkündet – dabei kriege ich inzwischen einen Würgereiz bei allem, was sich auf „wende“ reimt.

Nehmen wir die Verkehrswende. Weg mit dem schädliche Abgase ausstossenden Verbrennungsmotor. Aha. Also E-Autos gekauft, für die es – zumindest in Schland – noch diese und jene Fördergelder abzugreifen gilt. Hat sich eigentlich mal jemand überlegt, woher der ganze Strom kommen soll, um all die vielen neuen E-Autos zu laden? Wenn schon die vermehrte Anschaffung von Heizlüftern (weil ja im Winter möglicherweise die Heizung kalt bleibt, weil Gas fehlt) zu Warnungen führt, mit deren Inbetriebnahme seien aber dann die Netze überlastet!

Damit sind wir bei der weltberühmten Energiewende angelangt.

Man verfolgt hierzulande die Idee, eine Industrienation lasse sich komplett mit Wind- und Solarstrom betreiben. Und das zu geringen Mehrkosten gegenüber der konventionellen Energieerzeugung. (Ja, ich meine die berühmte Trittin’sche „Kugel Eis im Monat“). Schaue ich auf meine Energierechnung, so bin ich ziemlich erschrocken. Mit einem allerdings hatten die Energiewendeapostel recht: die Sonne und der Wind schicken mir keine Rechnung. Alle anderen aber dafür um so heftiger. Und obendrauf packt unser Staat an Steuern, was ihm gerade so einfällt. „Stromsteuer“, „CO-2-Abgabe“, „Mehrwertsteuer“ nebst diversen „Umlagen“.

Und jetzt wird allerorten von „mehr als 72 Stunden dauerndem Blackout“ gefaselt, man möge sich doch wie auf einen Campingurlaub vorbereiten. Ach so, dafür habe ich mein Arbeitsleben lang geschuftet, dass ich jetzt als Rentner unbezahlbare Energierechnungen kriege und die Versorgungssicherheit einfach mal so abgeschafft wird. Alles zur Rettung des Klimas. Und der Ukraine.

Weiss eigentlich in unserer Regierung jemand, dass das einmal zusammengebrochene Stromnetz mit „erneuerbaren“ Energieproduzenten nicht wieder in Gang zu bringen ist? Windräder und Solarpanele sind nämlich nicht „schwarzstartfähig“ wie der Fachmann das nennt. Soll heissen, ohne ein bisschen Strom im Netz werden weder die Windräder angesteuert werden können, sich in den Wind zu drehen, noch tut’s die Solartechnik.

Die Energiewende entpuppt sich als Mogelpackung, die ohne die hilfreich Strom aus ihren umweltschädlichen Kohlekraftwerken oder gefährlichen Kernkraftwerken liefernden Nachbarn einfach nicht funktionieren will.

Darüber hinaus sind zahlreiche als Backup fungierende Gaskraftwerke nötig, denen wir jetzt selbst – Ätsch, Putin! – das Gas abgedreht haben.

Das lässt uns doch ungehemmt fröhlich in die Zukunft blicken. Und mit unserem Wirtschaftsministerdarsteller hoffen wir auf einen milden Winter. Früher haben wir bei Kälte immer gewitzelt „wo bleibt der Klimawandel, wenn man ihn braucht“ – heute ist uns das Witze machen vergangen und wir hoffen, dass wir, wie unser Kanzlernder verkündet „über den Winter kommen“. Einzelheiten über das „wie“ erspart er uns gnädigerweise, möglicherweise kann er sich auch nicht mehr erinnern …

Einige Kritiker meinen, man könne von unseren Politikern leider nicht mehr viel erwarten, es sein zu viele ohne richtigen Berufsabschluss und ohne die nötige Lebenserfahrung in hohe Ämter gelangt. Ohne Bildung und Ausbildung ist schlecht regieren, wie man tatsächlich immer wieder sehen kann.

Da fällt mir ein Spruch Otto von Bismarcks ein, der diese Misere sehr schön beschreibt:

Die erste Generation erwirbt Vermögen,

die zweite verwaltet es,

die dritte studiert Kunstgeschichte

und die vierte verkommt.

Ich fürchte, da sind wir angelangt…