Sizilien 2016

Im April 2016 sind wir wieder auf Sizilien unterwegs gewesen.

Flug Hannover/Catania wie schon vor zwei Jahren.

Mietwagen in Empfang genommen: diesmal ein Upgrade, da der bestellte Typ „Golf o.ä.“ nicht vorrätig war. Also einen Volvo V40 Diesel bekommen. Ist für meinen Geschmack schon etwas gross für die Sizilianischen Dorfstrassen, aber sehr kommod. Bei der Übergabe erlaubt sich der Meister auf dem Mietwagenhof noch einen kleinen Scherz. Er führt uns, nachdem er anerkennend „upgraaad“ gesagt hat – zu einem FIAT Panda. Och. Ich ahne, der Mann hat Humor. Meine Gattin atmet tief ein. Ich kenne das tiefe Einatmen als Ouverture zu einer kleinen aber vorwurfsvollen Ansprache schon aus langen Ehejahren. Und ich kann versichern, es lohnt sich, diese Ansprache zu vermeiden. Gerade noch rechtzeitig lacht der Meister und sagt „no, no, that is your car“ und führt uns zum Volvo. Die Ansprache unterbleibt, dafür lässt Madame erstmal ungefähr 6 Liter Luft wieder hörbar entweichen. Er lächelt immer noch gewinnend, nicht ahnend, was er mit knapper Not verpasst hat.

Es hat einen ganzen Tag gedauert, bis ich das Cockpit von Englisch mit Meilen und Gallonen (ich rate mal, der letzte Benutzer war Brite) auf Deutsch umgestellt hatte. Eingebautes Navi sehr akkurat, nicht ganz intuitiv bedienbar, aber mit der Zeit habe ich mich gewöhnt. Wie immer gab’s im Mietwagen keinerlei gedruckte Dokumentation, so musste man durch Probieren alles selbst herausfinden. Herausfinden muss man auch manchmal, wo sich genau einer der insgesamt 6 Vorwärtsgänge beim handgeschalteten Getriebe befindet. Aber hier unterstützt das Auto durch laut krachende Geräusche, wenn man’s nicht so glücklich getroffen hat. Wieso jemand 6 Gänge von Hand schalten will, erschliesst sich mir bis heute nicht. Nun, ich bin seit Langem ein 7-Gang-DSG-Getriebe gewöhnt und ich finde das auch gut so.

Erstes Ziel: Taormina.

Allein der Name zergeht schon auf der Zunge. Wir haben am Fusse des Berges, auf dem Taormina liegt, in Mazzarò das Hotel Panoramic gebucht. Gibt ja eine Seilbahn, die nahebei ihre Talstation hat und direkt zum Busbahnhof in Taormina führt. Unser Hotel liegt gegenüber der Isola Bella.

Isola Bella
Isola bella

Die ist wirklich schön. Allerdings teilt sie sich die Aussicht mit der Eisenbahnlinie Messina-Catania und der belebten Strasse.

Die Seilbahn erwies sich als geschlossen (wegen Renovierung). Es gebe einen Ersatzbusverkehr nach Taormina, von dem wir aber nicht herausbekommen konnten, wann und wie oft der verkehrte. Da nahmen wir doch lieber den Linienbus. Ist erschwinglich und fährt häufig genug, dass man ohne Stress vom Hotel nach Taormina und wieder zurück kommen kann. Stress haben höchstens die Busfahrer, denn die Strasse bergauf nach Taormina hat durchaus alpinen Charakter. Man kann auf diese Weise mal lernen, dass überall da noch ein Bus fahren kann, wo der ungeübte Pkw-Fahrer schon Mühe hat, voranzukommen. Begegnen sich zwei Busse, ist ziemliches Rangieren angesagt, damit sie einander passieren können. Nicht ohne kurzes Schwätzchen der Busfahrer, wenn beim Rangieren die Fahrerfenster gerade günstig einander gegenüber positioniert sind. Da wurden dann minutenlang Wichtigkeiten ausgetauscht. Die hinter den Kolossen wartenden Verkehrsteilnehmer nahmen Anteil in Form eines überschäumenden Hupkonzerts. Die mediterrane Form des Autofahrens halt, wo nicht gefahren werden kann, ist hupen erlaubt, ja sogar Pflicht! So wurde einem wenigstens nicht langweilig auf der Fahrt.

Alternativ gäbe es noch den Fussweg, der als unendliche Treppe hinter unserem Hotel vorbeiführt. Den haben wir allerdings (ich habe Knie!) nicht ausprobiert. Von der Beschreibung her verspricht er aber unendliche Stufen und unendliche Fitness….

Keine schlechte Idee, am Sonntag nach Taormina zu fahren. Wie häufig in den Südländern gibt’s da freien Eintritt in die Museen.

Dazu gehört auch das griechische Theater mit bombastischem Ausblick auf den Ätna.

Der Eintritt war zwar (wie so oft am Sonntag) frei, aber dennoch musste man eine (gratis)-Eintrittskarte „erwerben“. Das kam uns dann schon etwas preussisch vor.

Aber der Ausblick ist wirklich die Mühe wert:

Taormina Teatro Greco
Theatro greco mit Blick auf den Ätna

Auch sonst herrschten in Taorminas Gassen Ordnung und Disziplin. Eine Gruppe Radfahrer (sportliche italienische Cyclisti) wurde in der Fussgängerzone von der zufällig anwesenden Polizia Local wortreich am Radfahren gehindert. Hier sei Fussgängerzone! Und wenn Sie nicht hören wollen…. Die Schreckstarre der Cyclisti hielt in typische südländischer Manier genau so lange an, bis die Polizia sich in ihrem Streifenwagen weiter die Fussgängerzone entlang trollte. Vorsichtige Blicke rundum, der erste stieg schon nach wenigen Sekunden wieder in den Sattel. Der letzte allerdings schob sein Velo den anderen nach. Schien kein gebürtiger Sizilianer zu sein.

Es gibt in Taormina so viele interessante Ecken, dass sich auch ein zweiter und dritter Besuch lohnt.

Gasse in Taormina

Für die Freunde von Süssigkeiten sei noch das „Laboratorio Roberto“ empfohlen, das in Taorminas verwinkelter Altstadt liegt. Der Verkaufsraum ist bis an die Decke mit Bonbons und Schokoladen gefüllt!

Taormina - Laboratorio Roberto
Für den süßen Zahn: das „Laboratorio Roberto“

Und dann wären da noch die „öffentlichen Gärten“ der Stadt, eine gepflegte Grünanlage mit sehr schönem Pflanzenbestand und grossartigen Ausblicken.

in den öffentlichen Gärten von Taormina
öffentliche Gärten in Taormina

Aber das Leben selbst „tobt“ auf der Piazza IX. Aprile (diese natürlich auch wieder mit grandiosen Ausblicken).

Taormina, Piazza IX. Aprile
Piazza IX. Aprile

Unbedingt probieren: nicht nur das Speiseeis sei auf Sizilien erfunden worden, reklamieren die Einheimischen für sich. Das Granite geheissene gestossene Eis ist sehr kalt, sehr lecker, sehr erfrischend. Und dass wir die besten Eisbecher weit und breit auf Sizilien genossen haben, macht die Geschichte von dessen Erfindung hierzulande nur noch glaubhafter.

Gelateria in Taormina
Granite

Leider reichte die Zeit nur für einen Ausflug zum Ätna.

Wir haben diesmal unseren teutonischen Geiz niedergekämpft und fuhren direkt zum südlichen Besucherzentrum und dann mit der Seilbahn (Preis: 66,- € für 2 Personen hin und retour) Richtung Gipfel.

Nach Verlassen der Gondel ist man zwar an der Bergstation – aber noch weit vom Gipfel entfernt. Hier geht es nur mit geländegängigen Bussen und in Begleitung von Bergführern weiter (nochmal 60,- € für 2 Personen hin und retour – allerdings inklusive Bergführer). Man könnte auch auf eigene Faust zu Fuss weiter, aber das dauert, ist anstrengend und unter Umständen auch gefährlich. Haben wir also in den sauren Apfel gebissen und uns eine weitere Fahrkarte zugelegt. Immerhin ist es nicht teurer, wenn man in zwei Teilen die Auffahrt löst, als wenn man gleich durchgehende Tickets erwirbt. Und unser Igel in der Tasche hatte sich sowieso gerade friedlich zusammengerollt. Motto: wenn man schon mal hier ist….

Nach vielleicht 10 Minuten steiler Anfahrt mit dem geländegängigen Bus ging es dann zu Fuss weiter. Unser Führer erzählte, dass letzte Woche noch minus 15°C auf dieser Höhe gemessen wurden und wir ziemlich Glück mit dem Wetter haben, die Sonne hat es immerhin schon zu wärmendem Einfluss gebracht. Wir mussten also nicht an der Bergstation Wattejacken und -hosen ausleihen, wie es noch vor einer Woche ratsam gewesen wäre.

Ätna
Ätna

Es lag zwar noch Schnee, aber der Boden war wenige Zentimeter unter der Oberfläche schon sehr angenehm warm. Gräbt man etwa einen halben Meter tief, könne man schon Spaghetti kochen, gab unser Bergführer zum Besten.

Konni beschränkte sich darauf, ihre Hände zu wärmen. Ein bisschen Kratzen an der Oberfläche genügte vollauf.

auf dem Ätna
wenige Zentimeter unter der Oberfläche wird’s heiss

Insgesamt ein teures Vergnügen, dieser einstündige Ausflug zu einer Stelle, wo im Frühjahr 2017 wieder ein neuer Krater beim alljährlichen Ausbruch des Ätna entstanden ist. Aber man gibt nicht nur den Einwohnern von Nicolosi, die durch Eruptionen ihres Hausberges tüchtig gebeutelt werden, eine Einnahmequelle. Sondern hat auch ein Erlebnis, von dem man noch lange erzählen kann.

Ohne viel Geldausgeben kann man aber auch am Ätna Spass haben, wie wir vor zwei Jahren. Die kleineren Krater und der Cratero Sylvestri geben auch schon beeindruckende Fotomotive ab und sind zu Fuss vom Parkplatz aus erreichbar. Und kosten ausser Parkgebühren nur die Mühe des Herumkraxelns.

Die paar Tage in Taormina waren viel zu schnell um und weiter ging’s nach Cefalù.

Dort hatten wir ein Hotel an der Strandpromenade, das Riva del Sole. Im Sommer ist es sicher nicht zum Aushalten hier. Laut und lebhaft, wie italienische Strandpromenaden (meist „lungo mare“ genannt und wenigstens von Mopeds und Motorrädern lebhaft frequentiert) halt sind. Diese hier hörte auf „Lungomare Guiseppe Giardina“. Aber in der Vorsaison wohnten wir recht angenehm. Hoteleigener Parkplatz, fussläufige Entfernung zur Altstadt. Das Hotel ist das gelbe Haus rechts neben dem eingerüsteten Haus beim Strandzugang. Ungefähr da, wo die Wellen zum Strand laufen.

Cefalù vom Hafen aus gesehen
Cefalù – der Lido

Ende April ist noch Vorsaison und das mit Grund. Auch auf Sizilien erreichen die Tageshöchsttemperaturen dann manchmal nur 12°C und es kann durchaus auch mal ergiebig regnen.

Wir hatten jedoch Glück und konnten die ausgedehnte Altstadt mehrfach erkunden.

Gasse in Cefalù

Es gibt eine grosse Anzahl guter Restaurants in den kleinen Gassen der Altstadt.

Nachmittags findet das Leben hauptsächlich in den Cafes der Piazza del Duomo statt.

Cefalù - Piazza del Duomo
Piazza del Duomo, Cefalù

Natürlich nicht in der Vorsaison. Da braucht’s ein wärmendes Jäckchen, um draussen die diversen Leckereien zu geniessen.

Cannoli
Cannoli

Unter all dem touristischen Trubel hat sich doch tatsächlich noch etwas Ursprünglichkeit bewahrt.

Cefalù war nämlich ursprünglich ein Fischerdorf.

Einen dieser letzten Fischer haben wir zufällig beim Netzflicken angetroffen.

Fischer beim Netzeflicken

Ansonsten ist die Strasse mit Andenkenläden geradezu übersät. Wie der hier durchhalten kann, ist mir ein Rätsel. Und natürlich hat er die Tür hinter sich zugeschlagen, kaum dass er meiner Kamera ansichtig wurde. Touristen nerven halt.

Neben der „touristischen Vollversorgung“ gab es auch noch kleine Entdeckungen hier und da, zum Beispiel der antike Waschplatz, auch heute noch voll funktionstüchtig und durchaus auch im Zeitalter der Waschmaschine noch in Gebrauch. Hier mündet ein Bach ins Meer, der auf den letzten Metern Land noch den Waschplatz versorgen darf.

Waschplatz in Cefalù

Habe ich schon von unserem Ausflug nach Palermo erzählt?

Nun, kurz und bündig: das bedarf gewissenhafter Vorbereitung (hatten wir natürlich versäumt), um Spaß zu machen. Von Cefalù aus wollten wir mit der Bahn nach Palermo. Zum Bahnhof in Cefalù ist es ein kleiner Fussmarsch, der Bahnhof in Palermo liegt inmitten der Stadt. Keine Parkplatzsorgen, kein Stress. Die häufig verkehrenden Regionalzüge sollten das Unternehmen möglich machen.

Aber: am geplanten Tag des Ausflugs streikten die Regionalbahnbeschäftigten. Kein Zug nach Palermo. Dafür haben wir uns in den Autobus gequetscht, der parallel zur Bahn nach Palermo verkehrt. Zwischenstopps sind unkalkulierbar, da man beim Fahrer ansagen muss, wenn man zwischendurch aussteigen möchte. Diese Ansage einer Alleinreisenden hatte unseren tapferen Kutscher auf’s Äusserste erzürnt. Wegen nur eines Passagiers sollte in Termine Imerese ein Zwischenstopp eingelegt werden? Na, die beiden haben sich gestritten, dass die Fetzen flogen. Und das hörte auch nicht auf, als Madame im hinteren Bereich des Busses Platz genommen hatte. Statt wie bisher herumzuschreien, riss der Fahrer sein Mobiltelefon aus der Halterung, wählte kurz und fluchte und schimpfte ins Telefon, dass wir das als Crashkurs im Fluchen und Schimpfen verbuchen konnten. Und die italienische Sprache schien fast nur aus Flüchen zu bestehen. Das hörte auch lange nicht auf, als die Fahrt endlich losging. Bis zur Autobahn hatte er sich heiser gebrüllt. Aber liess nicht locker. Sie allerdings auch nicht. Die beiden kannten sich vermutlich, woher sonst hatte er die passende Telefonnummer? Fazit: heiserer Fahrer, Abstecher nach Termine Imeresi (hätten wir drauf verzichten können), kurzer Halt dort, Gottseidank stieg auch noch unverhofft jemand ein….

Dann, nach nur einer halben Stunde Fahrt: Palermo. Von der Autobahnabfahrt bis in die Stadt hinein hat’s noch eine dreiviertel Stunde gedauert. Stau. Und wie! Und wenn man dann denkt, es geht endlich weiter, ist folgendes passiert: vom Fahrbahnrand aus haben Einheiten der Polizia Local die Weiterfahrt in die ohnehin verstopfte Strasse untersagt. Baken aufgestellt und den fluchenden Autofahrern davor barsch befohlen, sich in die angewiesenen Ausweichrouten zu begeben. So ging es dann plötzlich ruckartig ein paar Meter voran. In der Ausweichroute das gleiche Bild: Stau. Dann wiederholt sich die Aktion der Polizia Local… Und so dauert es. Und dauert.

Dann endlich: der Busbahnhof. Ein Provisorium in einer Seitenstrasse in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Ja, hätte man mit dem Zug fahren können….

Palermo selbst ist quirlig, wenn der Verkehr sich nicht gerade in sich selbst verbissen hat, laut – und ungeheuer dreckig. Müll wohin das Auge schaut. Welche Sehenswürdigkeiten man zu Fuss vom Bahnhof aus ansteuern hätte können, das blieb uns mangels Vorbereitung verborgen. Ich will jetzt keine Philosophie draus machen, aber wir hatten schon Städte erlebt, in die man besser unvoreingenommen und unvorbereitet reist. Nicht so Palermo. Wir fanden uns auf einem Wochenmarkt wieder, in dessen Nähe ein antikes Stadttor zu sehen war. Antike Bauten überall – aber häufig fehlt ein Hinweisschild, was man denn hier bewundern kann.

Markt in Palermo
Markt in Palermo

Der Markt war recht belebt, aber von Taschendieben, der zweiten Plage neben dem Verkehr, blieben wir verschont. Wir probierten dies und das, kauften ein wenig Obst (reife Orangen, lecker!) und trollten uns wieder. Essen können soll man auf solchen Märkten auch sehr lecker und sehr rustikal. Wir waren jedoch vom Anblick gegrillter Schafsinnereien etwas abgeschreckt und als wir auf einem Grill Schafsaugen entdeckten, war der Hunger wie weggeblasen.

Nach nur einer Stunde hatten wir genug Stadtluft geschnuppert und fanden uns im Durcheinander des provisorischen Busbahnhofs wieder (was war eigentlich mit dem offiziellen? Bauarbeiten?).

Nur eine kleine Weile, und wir hatten durch intensives Befragen der zahlreich Wartenden heraus, wo der Bus zur Rückfahrt bereitgestellt werden sollte. Als der dann kam, setzte sofort infernalisches Gedränge am Einstieg ein. In diesem Geschiebe fühlte ich mindestens drei Hände in meinen Hosentaschen, hatte aber meine beiden an der Tür des Buseinstiegs verankert, um nicht abgetrieben zu werden. Ja klar, so eine Gelegenheit gibt’s nicht so oft und so arbeiteten sich gefühlt sämtliche Taschendiebe Palermos an mir ab -erfolglos, denn Mann trägt schon längst keine Wertsachen mehr in Hosentaschen herum…. Aus Konnis Rucksack wurde ein T-Shirt entwendet, das war’s dann aber auch. Kleidung im Wert von 4 ,- € bei einer grossen irischen Textilhandlung waren ein vergleichsweise harmloser Zoll.

Fazit: das nächste Mal besser vorbereiten, eine Liste mit abzuarbeitenden Sehenswürdigkeiten und der Weg dahin wäre nicht schlecht. Kann man sicher am Vorabend erledigen und damit die Vorfreude erhöhen. Nützt ungeheuer. Dann wird auch ein Besuch in Palermo mehr gute Eindrücke hinterlassen.

Nächstes Standquartier von Cefalù aus war Marsala.

Ein Städtchen, das uns auf den zweiten Blick sehr gefallen hat. Man muss sich ein wenig Zeit nehmen und in der Altstadt herumschlendern. Immer wieder entdeckt man malerische Winkel, interessante Cafés und Restaurants.

Marsala - das Rathaus
Rathaus von Marsala
Marsala - Innenhof der Stadtverwaltung
angenehm schattig ist es im Innenhof der Stadtverwaltung
Marsala Zentrum

Wenn man gar nach dem Ende der Siesta kommt (damit hat der Nordländer so seine Schwierigkeiten. Aber man gewöhnt sich auch als Nordlicht daran, nicht in der Mittagshitze Bummeln zu gehen), haben diverse Weinhandlungen ihre Innenhöfe geöffnet

Weinhandlung in Marsala
hier entlang zur Weinprobe – der berühmte Marsala
Innenhof der Weinhandlung in Marsala
unter dem zum Mittelpunkt geneigten Pflaster befindet sich eine Zisterne fürs Regenwasser

und bieten bis 17:00 eine sogenannte „happy hour“. Da kostet ein Glas Marsala-Wein nebst ein paar kleinen Häppchen 5,- €. Für uns wird aufgefahren, da brauchen die „Häppchen“ schon mal den ganzen Tisch.

Tapas alla Siciliana
Tapas alla Siciliana – keine Angst, das ist nur für eine Person!

Also ich habe für 5,- € schon mal deutlich weniger Spass gehabt. Und weniger zu Essen. Man sollte an solch einem Probiertag vielleicht das Abendessen ausfallen lassen.

Touristisch ist Marsala eher wenig aufregend. Ein gut erhaltenes original-phoenizisches Handelsschiff liegt hier in einem eigens erbauten Museum. Aber das hatte wegen Renovierung geschlossen. So machten wir uns kurzerhand an einem schönen Tag auf, San Vito lo Capo zu erkunden.

Das liegt näher an Palermo als an Marsala, aber die Fahrt dahin ist schon Erlebnis genug. Das inzwischen gebändigte Navi führte uns und nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an. Hier gibt es Sandstrand, ausserhalb der Saison kann man hier und da gratis parken und wir genossen den Sand unter den Füssen sehr. Schliesslich ist auf Sizilien der häufigste Strandtyp ein mehr oder weniger grober Kies.

San Vito lo Capo - Strand
Der Strand von San Vito lo Capo
San Vito lo Capo
San Vito lo Capo

Wer will, dem bieten sich hier diverse Wassersportmöglichkeiten. Surfen, Segeln, Tauchen. Recht nettes und aufgeräumtes Städtchen.

Unser Standquartier in Marsala war das Grand Hotel Palace.

Marsala, Grand Hotel Palace

Die Lage etwas abseits der Stadt liess uns ruhig schlafen. Am ersten Abend waren wir ermüdet aus der Stadt zurück und wollten zum Abendessen nicht wieder den langen Fußmarsch in den Ort antreten.

Meine Frage an der Rezeption, wann denn das Restaurant zum Abendessen öffne, beantwortete der Concierge mit „Wann wollen Sie denn essen?“ Äh. 20:00 Uhr vielleicht? Molto bene, kommen Sie um 20:00 Uhr. Wie sich dann herausstellte, hatte das Restaurant ausserhalb der Saison eigentlich gar nicht geöffnet, sondern nur je nach Bedarf. Dieser Bedarf waren wir beide. Und wir wurden ganz passabel verköstigt. Wobei sich mir der Eindruck vermittelte, dass der Concierge so ganz selbstverständlich neben dem Service auch noch die Küche besorgte. Soviel kommentarlose Servicebereitschaft ist man aus Germanistan ja eigentlich überhaupt nicht gewöhnt. Damit hatte er sich ein bonfortionöses Trinkgeld verdient.

Schon am zweiten Abend fanden wir den Weg in das in fussläufiger Entfernung gelegene Restaurant „I Bucanieri„. Da kann man mit Blick auf den Yachthafen und den Leuchtturm auf der Mole sehr gut speisen. Und muss nicht mal Haus und Hof zum Begleichen der Rechnung versetzen.

Eine Bahnfahrt ins benachbarte Trapani mit seinem belebten Hafen und der zum Bummeln einladenden Altstadt rundete unseren Aufenthalt in Marsala ab.

Schnellfähre im Hafen von Trapani
Schnellfähre im Hafen von Trapani

Vom Hafen Trapani aus kann man die westlich vorgelagerten Inseln per Schnellfähre erreichen. Da ist es allerdings, wie unser Reiseführer zu berichten wusste, sehr einsam und ausser landwirtschaftlichen Betrieben gibt’s nix zu besichtigen. Wir trieben uns ausgiebig in der Fussgängerzone Trapanis mit ihren Geschäften herum.

Trapani, Corso Umberto I
Corso Umberto I. in Trapani

Auch wenn wir über die altertümlichen Dieseltriebwagen mit ihrer antiquierten Innenausstattung staunten, während der Fahrt die gefühlt minutenlang dauernden Schaltvorgänge, bis endlich der nächsthöhere Gang eingelegt war, bewundern konnten, eins war deutlich anders als hierzulande beim Bahnfahren: die im Fahrplan ausgewiesenen Zeiten wurden tatsächlich eingehalten. Pünktlich wie bei Preussens! Das und die ausgesprochen sauberen, aufgeräumten und sogar mit Blumen dekorierten Bahnhofsanlagen fielen uns recht angenehm auf. Sogar das Bahnhofsklo fanden wir in diversen Städten nicht nur benutzbar, sondern extrem sauber vor.

trotz Oberleitung - auf Sizilien üblicher Dieseltriebwagen

Von Marsala aus verlegten wir unser Standquartier nach Agrigento.

Genauer gesagt, in einen ehemaligen Wachtturm vor den Toren der Stadt. Inzwischen zum Hotel Baglio della Luna ausgebaut, verfügt es neben einer ausgedehnten Gartenanlage auch über ein ausgezeichnetes Restaurant, wo wir abends regelmässig tafelten. Vom Garten aus hat man einen schönen Blick auf die Tempelanlagen.

Hotel Baglio de la Luna - der Garten
Der zum Hotel gehörende Garten ist recht weitläufig
Der Mond über dem Valle dei Templi
Mond über dem Valle dei Templi
Hotel Baglio de la Luna - Haupthaus
Ursprünglich war das Hotel mal ein Wachtturm

Die Tempelanlagen selbst sind weitläufig. Eine Besichtigung lohnt sich. Man sollte allerdings vor den Touristenströmen und vor der Mittagshitze dort sein, sonst wird’s recht unerträglich.

Valle dei Templi, Agrigento
Valle dei Templi, Agrigento

Es lohnt auch, den von der Tempelanlage aus zugänglichen Garten (Privatbesitz, Zutritt erlaubt) zu besuchen. Liegt in einer Senke, wie ein Urwald aus Zitronen- und Orangenbäumen, bietet Schatten und Erholung nach zuviel „alten Trümmern“.

Agrigent selbst, jetzt oben auf der Hügelkette angesiedelt, nachdem das antike Städtchen durch ein Erdbeben zerstört worden war (der Tempelbezirk markiert die Stelle des antiken Agrigent), ist auch einen Besuch wert. Allerdings besser zu Fuß. Parken ist ein Problem und die engen Gäßchen durchwandert man besser, als sie zu durchfahren. Fahren, vor allem Abbiegen, ist oft Millimeterarbeit und oft nur in drei oder mehr Zügen zu bewerkstelligen.

Abbiegen in drei Zügen
Geduldsspiel: Abbiegen in drei Zügen

Es gibt reichlich alte Kirchen, die auf den Mauern heidnischer Tempel errichtet wurden. Gelegentlich werden die freigelegten antiken Fundamente zur Besichtigung ausgestellt.

Viel schöner anzusehen ist allerdings ein kleines Naturwunder in der Nähe von Porto Empedocle, die „Scala dei Turci„. Siziliens Hochzeitsfotografen sind sicher sehr dankbar für diesen Ort.

Scala dei Turci bei Porto Empedocle
Scala dei Turci
Scala dei Turci - Blick von der anderen Seite
Scala dei Turci
begehbar – aber Vorsicht: glatt!

Von Agrigent aus nähert sich die Reise ihrem Ende. Unser letztes Etappenziel: Syracus.

Hier waren wir mit dem gebuchten Hotel nicht so zufrieden, ein Wechsel half auch nur bedingt. Schwamm drüber. War schliesslich noch weit vor Saisoneröffnung und da sind manche Hotels noch nicht mit voller Kraft bei der Sache.

Dafür hat sich Syracus mal wieder gelohnt.

Syracus - Piazza Archimede
Piazza Archimede – zur Mittagszeit mal menschenleer
Syracus - im Hafen

Wir haben eine Bootstour rund um Ortigia gemacht. Und da wir schon um 10 Uhr morgens am Hafen waren, gab’s die Bootstour exklusiv für uns zwei zu einem guten Preis. „Romantico“, wie unser Capitano uns mehrfach erklärte. Er fuhr auch mal tatsächlich rückwärts in so eine Grotte hinein, ohne anzurempeln. Chapeau!

Bootstour zu den Höhlen im Ufer in Syracus
Rückwärts in die Höhle - Bootstour in Syracus
Castello Maniace, Syracus
Castello maniace
Halbinsel Ortigia, Syracus
Ortigia

Aber eigentlich ist Syracus für eine andere Sehenswürdigkeit berühmt. Nein, nicht das grösste griechische Theater weit und breit, eher etwas moderneres.

Ein Marienbild, das Tränen geweint haben soll und seither in diesem modernen Sakralbau verehrt wird. Sogar mit päpstlicher Anerkennung.

Blick über den Hafen von Syrakus
Vom Stadtzentrum aus noch ein kleiner Fussmarsch
Santuario della Madonna delle Lacrime
Santuario della Madonna delle Lacrime
Innenraum des Santuario della Madonna delle Lacrime

Und auch ein Ausflug nach Noto war drin. Bei unserer ersten Reise sind wir nur (auf dem Weg nach Caltagirone) durchgefahren. Diesmal war ein ganzer Tag der Stadt Noto gewidmet.

Diese wurde nach einem Erdbeben und weitgehender Zerstörung aufgrund privater Initiative der örtlichen Kaufleute in barocker Manier wieder aufgebaut. Wir finden: durchaus sehenswert, wenn auch leider touristisch ziemlich überlaufen. Früh kommen, damit man ungestört fotografieren kann, lohnt sich.

Noto, das Theater
Theater in Noto
Noto, Dom
Der Dom in Noto
Tor am Corso Emmanuele III. in Noto
Tor am Corso Emmanuele III. in Noto

Schneller als gedacht, war der Abreisetag gekommen.

Kleiner Tipp: Plätze links im Flugzeug können beim Start für Fotos von Catania und dem Ätna genutzt werden, wenn der Abflug über See führt (das ist eigentlich Standard, ausser bei starkem westlichem Wind).

Vulcano - Überflug
Vulcano von oben

Diesmal war es dafür zu dunstig. Aber ein Blick von oben auf Vulcano – das ging dann doch.