Bloss nicht!

Die Gauner werden immer erfinderischer.

Anrufe der „Microsoft-Helpline – your computer has informed us, that there is a problem…“ in guttural klingendem Englisch kennen wir ja schon.

Scherzbolde versuchen, diese Telefonate in die Länge zu ziehen, um den Nigerianern mit hohen Telefonkosten ein Schnippchen zu schlagen. Allerdings sind solche Versuche frustran, da diese Telefonate über’s Internet laufen und bestenfalls die Stromrechnungen am Standort selber bezahlt werden müssen.

Aber heute haben sie mich doch etwas überrascht. Mitten auf der Golfrunde meldet mein Handy (natürlich stumm geschaltet) einen Anruf. Den ich aber nicht annehmen kann, so kurz nur vibriert das Gerät.

Ich schaue nach: hmm, ein mir unbekannter Anrufer. Scheint mit der Vorwahl 01512 aus dem deutschen O-2-Netz zu kommen, der Rest der Nummer ist mir aber unbekannt. Und dann fällt mir auf: der Rest ist um eine Ziffer zu kurz.

Später am Tag rappelt’s noch mehrmals, immer mit einer anderen Nummer, immer 01512 als Präfix, immer um eine Ziffer zu kurz.

Endlich gelingt es mir, so einen Anruf mal entgegenzunehmen.

Stille. Nach einer Weile ertönt von Ferne her eine etwas verrauschte Ansage: „Hello! Your personal identity-card of the European Union has been involved in a fraudulent use. If you wish to know more, press 1.“

Gibt es eine ID-Karte der EU? Bis jetzt sicher nicht. Vielleicht in mehr oder weniger ferner Zukunft…

Bloss jetzt nicht die 1 drücken, wie man als geübter Hotline-Nutzer schon andressiert bekommen hat.

Wer jetzt auf diese Taste drückt, löst damit eine kostenpflichtige Aktion aus – egal ob der Mobilfunkrechnung jetzt ein Abo für Klingeltöne oder sonstigen Schrott oder die Annahme eines teuren R-Gesprächs von „jww“ – janz weit wech hinzugefügt wird. Und da man aktiv zugestimmt hat, ist es vermutlich ziemlich schwer, das Ganze kostenneutral ungeschehen zu machen.

Fazit: ab heute leite ich wieder unbekannte Anrufer direktemang auf die Mailbox weiter.

Die Angst bleibt

Am 7.4.2022 hat der Bundestag mit überraschend deutlicher Mehrheit gegen einen Gesetzentwurf zur Impfpflicht ab einem gewissen Alter gestimmt. Gross ist die Freude überall. Hurra, die Impfpflicht ist erledigt.

In die Freude darüber, dass doch noch das Grundgesetz gewahrt bleiben soll, mischt sich allerdings eine tief sitzende Angst. Die Angst vor dem übergriffigen Staat, der keine roten Linien mehr akzeptieren will.

Denn aus innerer Überzeugung kam diese Ablehnung wohl nicht, hatten doch zuvor nur 85 Abgeordnete für einen Gesetzentwurf Wolfgang Kubickis gestimmt, der die verpflichtende Impfung (gegen Corona) verbieten wollte. Ganze 85 Mitglieder des Parlaments!

Die Ablehnung der Impfpflicht beruhte am 7.4. offenbar nur auf parteipolitisch-taktischen Erwägungen!

Wären diese anders gewesen, hätten wir jetzt den Salat. Nürnberger Kodex? Grundgesetz? Egal.

Und es ist sicher noch nicht dauerhaft vorbei, wie einige freudig jubelnd auf Twitter kundtaten. Solange solche Entscheidungen nicht von ihrem Gewissen verpflichteten Abgeordneten getroffen werden, ist gar nichts vorbei. Allein die Tatsache, dass entgegen den Artikeln des Grundgesetzes über eine solche Entscheidung debattiert wurde (unter Ignorieren aller juristischen und medizinischen Expertenmeinungen), sollte uns alle zutiefst erschrecken. Und wenn dereinst eine Neuauflage eines solchen Gesetzesvorhabens behandelt wird, darf man gespannt sein, wie die dann aktuelle parteipolitische Taktik die Entscheidung beeinflusst.

Böse Zungen behaupten, mit einer direkten Demokratie bekäme man auch die Todesstrafe für Parkvergehen durch. Mir drängt sich hingegen die Befürchtung auf, auch mit diesem Parlament bekomme man das hin.

Es bleibt trotz aller Erleichterung die Angst vor meinem übergriffigen Staat erhalten. Möge sie sich als falsch erweisen, aber angesichts jetzt schon ausgestossener Drohungen für den Herbst rät mir eine innere Stimme zur Auswanderung. Das kommende Szenario möchte ich lieber von aussen betrachten können.