Das Unwort des Jahres

nein, das Unwort überhaupt wurde noch nirgendwo gewählt.

Meiner Meinung nach ist es „unsere Demokratie“.

Denn dieser Begriff bedeutet die Unterteilung der Demokratie in „unsere“ und „eure“, also die Spaltung. Selbstverständlich ist „unsere Demokratie“ die Demokratie der Gutenᵀᴹ. Alle anderen bewegen sich ausserhalb dieser Sphäre und sind selbstverständlich abzulehnen, ja zu bekämpfen, wenn man „unsere Demokratie“ noch retten will.

Wer so argumentiert, grenzt aus.

Dabei ist die Demokratie doch stets geprägt durch Gegensätze, Diskurs, ja Disput gehören dazu.

Ein Bonmot, das je nachdem diesem oder jenem zugeschrieben wird, besagt „Demokratie bedeutet, dass man sich von Leuten, die man nicht leiden kann, sagen lassen muss, was man nicht hören will.“

In „unserer Demokratie“ ist aber Diskurs gar nicht erwünscht. Man hat keine Meinung mehr, sondern Haltung. Der Schulterschluss, das Zusammenstehen, ist gefragt.

In diesem Zusammenhang erscheint die „Brandmauer“ als höchste Ausgrenzung. Wer Brandmauern gegen Teile des demokratischen Spektrums errichtet, begrenzt dieses auf einen engen Raum. Man macht sich willentlich manövrierunfähig. Was spricht dagegen, einen Antrag einzubringen, wenn dieser vernünftig und zielführend ist, auch wenn „die Falschen“ dem zustimmen würden. Wird er durch Zustimmung von der „falschen“ Seite ungültig oder verliert er seine Berechtigung?

In einer wahren Demokratie wäre auch keine „Koalition“ nötig, da könnte es auch eine Minderheitsregierung geben, die sich für ihre Gesetzesvorhaben und Anträge ihre Mehrheiten von Fall zu Fall im Plenum sucht. Das aber scheint hierzulande undenkbar. Natürlich würden dann auch „die Falschen“ eventuell zustimmen…

Eigentlich schaffen jene, die „unsere Demokratie“ verteidigen wollen, die Demokratie an sich komplett ab.

Ist nur noch nicht jedem aufgefallen.

Es ist etwas faul im Staate

möchte man Shakespeare zitieren.

Selbst die Steuerverwaltung ist von einem schleichenden Zersetzungsprozess befallen.

Aber der Reihe nach!

Anfang Januar diesen Jahres habe ich einen Brief an mein zuständiges Finanzamt geschrieben und unter Beifügen des entsprechenden vorausgefüllten Formulars der irischen Steuerbehörde um Bestätigung meiner steuerlichen Ansässigkeit in old Germany gebeten, damit ich die in Dublin einbehaltene Quellensteuer zurückfordern kann.

Aber wir haben doch ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Republik Irland, wieso also Einbehalt von Quellensteuer dort?

Nun, dazu müsste meine Depotbank der irischen Steuerbehörde einen Hinweis auf meine steuerliche Ansässigkeit geben. Tut sie aber nicht, das ist nämlich nicht bezahlte Arbeit. Und dass das Arbeit ist, glaube ich nach dem Studium des irischen  Quellensteuerrückforderungsformulars unbesehen. Dort soll ich zum Beispiel eintragen, wieviel Prozent der Aktien des Unternehmens ich halte! Darauf habe ich mal verzichtet, so viele Stellen hinter dem Komma kann ich nicht.

Es gibt eine Liste von Banken, die so freundlich sind, ihren Kunden die Geschichte mit der Quellensteuer zu ersparen… aber leider stehen deutsche Banken nicht darauf, nicht mal die sonst hochgelobte Deutsche Bank.

Da die Iren 25% Quellensteuer einbehalten, unsere Steuerbehörde nochmal 25% plus 1,5% Solidaritätszuschlag plus ggf. Kirchensteuer wird dieses nicht greifende Doppelbesteuerungsabkommen zum echten Ärgernis und man selbst selbstredend tätig, da bei der Einkommensteuererklärung diese Quellensteuer nicht in Anrechnung gebracht werden kann.

Also der Brief vom Anfang Januar enthielt neben einem nett formulierten Anschreiben das Formular der irischen Steuerbehörde samt eines bereits frankierten und beschrifteten Rückumschlages. Man will ja nicht lästig fallen.

Nachdem der gesamte Januar verstrichen war und eine Antwort des Finanzamtes weit und breit nicht zu sehen, habe ich gedacht, ich rufe mal meinen zuständigen Sachbearbeiter an.

Geht nicht. Früher gab’s ja die entsprechende Durchwahlnummer auf dem Steuerbescheid, aber seit langem steht dort nur die Nummer eine Hotline.

Also die angewählt. Oh ja, man ist freundlich und kompetent. Der Aufruf meiner Steuerakte ist dort möglich. Und siehe da: kein irgendwie geartetes Schreiben meinerseits ist im Finanzamt angekommen! Jedenfalls findet die freundliche Dame nix, gibt mir aber den Rat, ich könne den Antrag doch per Elster-Portal hochladen, die Möglichkeit gebe es doch.

Gut, also Ende Januar das entsprechende Formular hochgeladen mit der Bitte, mir weiterzuhelfen.

Drei Wochen gingen ins Land, mein hochgeladenes Formular konnte ich im Elster-Portal bewundern – aber das war’s auch schon.

Kurz entschlossen habe ich mir einen Termin besorgt und bin am 12.2. selbst dort vorstellig geworden. Ha! So einfach mal reinspazieren und seinen Sachbearbeiter kontaktieren geht schon lange nicht mehr. Es scheint keine „zuständigen Sachbearbeiter“ mehr zu geben, dank Digitalisierung ist jetzt jeder für alle zuständig (oder im Bedarfsfall keiner für niemand?). Gehe ins Bürgerbüro des Finanzamts, gehe direkt dorthin, gehe nicht über Los…

Gut, das ganze ist ein Akt von wenigen Minuten Dauer. Formular über den Tisch reichen, erklären, was man will, Geduld. Erstmal wird das Formular eingehend begutachtet. Und dann kommt doch ein Stück Finanzamt, wie man es kennt: „Haben Sie mal Ihre Steuernummer?“ „Steht da schon drauf, wenn Sie mal schauen möchten?“

„Ja, ach so. Aber die gehört doch da unten hin und nicht da oben, wo Sie sie eingetragen haben… ach doch, richtig, Sie haben das richtige Feld erwischt.“ (Alles in einem Atemzug! Wow!)

Ich kann nur tröstend anmerken, dass das Formular nicht so übersichtlich ist, aber immerhin auf Englisch und nicht in Gaelisch verfasst. (Der Witz wird kommentarlos und ohne die Miene zu verziehen absorbiert. Gut, Humor ist optional.)

Also ist seit gestern mein Rückerstattungsantrag auf dem Weg nach Dublin.

Heute jedoch erreicht mich der vor 7 Wochen geschriebene Rückumschlag. Mit Bestätigung der steuerlichen Ansässigkeit!

Wieso der so lange unterwegs war?

War er gar nicht. Das Bearbeitungsdatum lautet: 12.2.2025. Da hätte ich das Formular gestern gleich mitnehmen können, wenn es noch „meinen“ zuständigen Sachbearbeiter geben würde.

Allerdings hatten sie meinen Freiumschlag statt mit der Post mit einem anderen Beförderer versandt – und nochmal Porto bezahlt.

Was lernt uns das? Zumindest die Ausgabe für den frankierten Rückumschlag kann ich mir künftig also sparen.

Immerhin etwas!

Wenn möglich bitte wenden

tönt es gelegentlich sonor aus meinem Navi. Vor allem und besonders, während ich gerade auf der Autobahn fahre, sorgt das immer wieder für Erheiterung.

Dabei ist diese Mahnung sicher ernst gemeint.

Wenn man auf dem falschen Kurs ist und das noch gerade rechtzeitig bemerkt, ist so eine deutliche Kurskorrektur keine Schande.

Was unsere „Energiewende“ angeht, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt für eine Umkehr.

Ich möchte nicht die sogenannte „angebotsorientierte Stromversorgung“ ausprobieren, denn das wäre ein Rückschritt ins Mittelalter. Als Energie durch Wind eben nur dann zur Verfügung stand, wenn der auch wehte. So manches Mal musste der Windmüller den Bauern wieder wegschicken, wenn der sein Getreide gemahlen haben wollte – Flaute. Windstille.

Der diesjährige November hat es auch dem letzten klar gemacht, was es bedeutet, die Energieversorgung eines ganzen Landes auf Wind- und Solarenergie abzustellen. Deren Erzeugung fiel nämlich durch die seit Anfang November landesweit herrschende Dunkelflaute aus. Altgediente, dreckige Kohlekraftwerke aus der Reserve mussten versuchen, die Lücke zu füllen. Das gelang nur sehr unvollständig, so dass man dann zu horrenden Preisen im benachbarten Ausland zukaufen musste. Wie eigentlich jeden Tag in kleinerem Maßstab, denn abends fehlt uns der zur Mittagszeit erzeugte Überschuss „Erneuerbarer“ (den man mittags zu sogar negativen Preisen ins Ausland „verkaufen“ muss, damit das Netz stabil gehalten werden kann.

Beispielsweise die Niederlande waren am Rand ihrer Erzeugungskapazität angelangt, nur ein wenig mehr Bedarf zur Unzeit hätte denen das Netz auseinanderfliegen lassen!

Dabei ist eine stabile Stromversorgung für unsere Kultur essentiell wichtig. Vor Jahren haben mein damaliger Chef und ich philosophiert, wie lange es nach dauerhaftem Wegbleiben der Elektrizität dauern würde, bis unsere kulturellen Errungenschaften verschwunden wären. Optimist, der er war, rechnete er mit 2 Generationen. Dann hockten wir wieder in Höhlen und würden durch Jagen und notfalls Berauben der Nachbarn unseren Lebensunterhalt zu sichern suchen. Meiner Einschätzung nach dauerte so etwas keine 10 Tage dauerhaften Blackouts, bis marodierende Banden durch die Städte und Dörfer zögen und plünderten, was das Zeug hält. Wer will sie denn hindern? Die Polizei? Muss man erst mal rufen können. Und die Leitstelle muss die Einsatzkräfte dirigieren können. Sicher gibt’s da eine Notstromversorgung – aber für wie lange? Irgendwann ist der Sprit alle und die Tankstellen funktionieren nur mit Strom.

Ich will wieder meine zuverlässige, skalierbare Energieerzeugung zurück! Und damit einen Strompreis, der nicht durch Überfluss oder Engpässe bestimmt wird. Der nicht durch immerwährende Subventionen gemildert werden muss. Wo das Angebot entsprechend der Nachfrage feinjustiert werden kann.

Das geht halt nur mit Kraftwerken, von denen zur Not auch die nötige Anzahl schwarzstartfähig sind, damit ein lädiertes Netz innerhalb kürzester Zeit wieder aufgebaut und stabil erhalten werden kann. Diese Schwarzstartfähigkeit fehlt den „erneuerbaren“ Energieerzeugern leider völlig.

Um mal Karl Marx zu zitieren: wir müssen unsere Energiewirtschaft vom Kopf auf die Füße stellen!

Und wir so: machen neuerbaute, moderne und umweltschonende Kohlekraftwerke unbrauchbar.

Als gäbe es kein Morgen!

Ihr habt sie doch gewählt…

Kommentare zur aktuellen Politik des Niedergangs reimen sich immer auf „geliefert wie bestellt“ und „ihr habt sie doch gewählt!“

Aber haben wir das wirklich?

Seit langem nehme ich daran Anstoß, daß vor der Wahl versprochen wird, als gäbe es kein Morgen. Man hat sich leider daran gewöhnen müssen, daß die Wahlprogramme von gestern nach der Wahl komplett Makulatur sind.

Und da kommen wir zum Punkt: Nach der Wahl wird erst mit „Koalitionsverhandlungen“ angefangen. Es wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit ausgekungelt, wer mit wem zusammen die Regierung bildet, wer welche Posten beanspruchen darf.

Das ist im höchsten Maße undemokratisch!

Der oft zitierte „Wählerwille“ bleibt nämlich dabei auf der Strecke. Man wählt konservativ – und kriegt am Ende eine bunte „Ampel“, wobei sich die Politik dieser Konstruktion am Ende immer auf „Grün“ reimt.

Wäre es Pflicht, vor der Wahl festzulegen, mit wem man danach koalieren will, hätte das natürlich auf die Entscheidung der Wähler Einfluss. Und das möchte man unter allen Umständen vermeiden.

Wie soll ich jetzt beispielsweise einem Libyer, der mich nach den Vorteilen des demokratischen Systems fragt, das erklären?

Traumland Grünland

Immer wenn Grüne ihre Ideen erläutern, steht mir der Mund offen. Vor Staunen. Zunächst mal hört sich alles gut und richtig an.

Aber irgendwie bleiben letzte Zweifel an der Durchführbarkeit dieser Ideen.

Und immer dann, wenn jemand Fachkundiges sich die Mühe macht, Berechnungen anzustellen (die sind häufig genauso wenig mein Ding wie offenbar bei den grünen Urhebern, denn sie machen Mühe und setzen einiges an Fachwissen voraus), schlägt die Realität zu. Beispiele gefällig?

Stichwort Energiewende.

Sicher kann man so ein Industrieland auf unstete Energieerzeugung umstellen, wie Windkraft und Solarenergie nun mal sind. Nur zu dieser „Wende“ gehört jedoch ein Konzept. Wohin mit dem zu viel erzeugten Strom um die Mittagszeit? Woher kommt der Strom abends und in der Nacht, vor allem bei Flaute. Der Aufbau von Speichermöglichkeiten gehörte wohl zwingend zu so einem Konzept. Rechnet man nach, gibt es weder genügend seltene Erden für großflächigen Speicherausbau, noch wäre der bei derzeitigen Preisen in irgend einer Weise bezahlbar.

Kürzlich hat unser Wirtschaftsministrierender das Konzept für sein „Wasserstoffkernnetz“ vorgestellt. Und Fachleute wundern sich: ein Kernnetz ohne Speicher? Wie sinnvoll ist das denn? Da werden also Milliarden verplant, ohne ein tragfähiges Konzept. Woher kommt denn der ganze Wasserstoff, um die Stahlindustrie „grün“ zu machen? Zu welchem Preis? Ist Namibia wirklich die Lösung? Wer wird diesen völlig überteuert produzierten grünen Stahl denn kaufen? Alles offene Fragen. Aber schon mal Milliarden-Planungen machen. Bislang hat niemand Antworten auf diese Fragen. Einzig das Abgreifen von riesigen Summen an Subventionen klappt schon mal problemlos. Hören die Subventionen auf, hört auch die grüne Stahlproduktion auf. So sicher, wie das Amen in der Kirche.

Stichwort Verkehrswende.

Demnächst fahren wir alle Elektroautos. Alle? Nein, denn dazu fehlen einfach die Rohstoffe, Elektroautos für alle bereitzustellen. Und teuer sind sie auch noch. Es fahren also die Einen, die es sich leisten können. Die anderen fahren Bus und Bahn – so sie denn kommen. Hat speziell auf dem Land einen Hauch von Abenteuer, auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen zu sein.

Darüber hinaus sind sie ein wirtschaftlicher Totalschaden, wenn der Akku ausgetauscht werden muss. Offen ist die Frage, woher denn die ganze Energie kommen soll, die schönen Elektroautos aufzuladen.

Freiwillig und ohne massive staatliche Subventionen kriegt man kaum einen Kunden dazu, sich so ein Elektrofahrzeug zuzulegen.

Rechnen Experten mal realistisch vor, ab wann ein E-Fahrzeug einen Vorteil hinsichtlich der Umweltbelastung gegenüber den Verbrennern aufweist, so kommen sie auf eine Fahrleistung, die ein Bürger selten erreicht.

Und zum Schluss noch die „Heizwende„.

Wir heizen also alle demnächst per Fernwärme oder elektrisch per Wärmepumpe. Jetzt schon haben Städte ein „Wärmekonzept“ und verbuddeln Millionen für das Fernwärmenetz. Und Neubauten ohne Wärmepumpe sieht man kaum – wobei dafür ein separater Stromliefervertrag abzuschließen ist, der den Lieferanten bei übermäßiger Beanspruchung der Netze das Recht einräumt, kurzfristig die Lieferung auszusetzen. Fachleute empfehlen, den Speicher für die Wärmepumpe doppelt so groß zu bauen, wie eigentlich erforderlich wäre, damit solche „Lieferpausen“ schadlos überstanden werden können. Pech hat derjenige, dessen Wärmepumpenkonstruktion keinen Speicher vorsieht, da bleibt nicht nur die Küche kalt.

Bei realistischer Betrachtung hat diese „Wende“ keine Chance, denn es ist völlig unklar, wo bei vollzogenem Kohleausstieg die benötigte Energie herkommen soll. Wind und Sonne schaffen das nicht, auch wenn wir jedem sein Windrädchen in den Vorgarten stellen und sein Hausdach mit Paneelen garnieren. Und nun?

Ist doch einfach schade, dass die Realität die grünen Phantasien immer umzingelt. Alle wohlklingenden Ideen reimen sich leider auf „Strom“ – und unklar ist, woher wir den verlässlich und bezahlbar bekommen sollen. Gut gemeint ist das Gegenteil von „gut gemacht“, ein Zitat, das Kurt Tucholsky zugeschrieben wird.

 

Das digitale Deutschland – mal wieder

Also spätestens, als die Kanzlerin seinerzeit den Digitalausbau zur Chefsache machte, schwante mir gleich Übles. Wie sich dann im Lauf der Zeit herausstellte, zu Recht.

Vor etwa vier Jahren rannten mir Unternehmen die Tür ein, die „das schnelle Internet“ versprachen. Gemeint ist natürlich ein Glasfaseranschluss, der mich in die modernen Zeiten katapultieren sollte.

Ein Vergleich von damit erzielbaren Geschwindigkeiten und meinen derzeitigen, per Kupferkabel erreichten, ergab leider, dass außer einem höheren Monatspreis keine Veränderung zu erwarten war. „Ja aber der Anschluss ist bei Abschluss eines Zwei-Jahres-Vertrages umsonst!“ wurde ich belehrt. Was heißt schon „umsonst“? Die Kosten für den Anschluss sind doch offensichtlich auf den Zwei-Jahres-Vertrag umgerechnet!

Also nix mit Glasfaser.

Den anderen, die sich auf das Versprechen, endlich moderne Datenraten zu erzielen, eingelassen hatten – wurde erst mal nichts zuteil. Wie ich jetzt in der Zeitung lesen konnte, hat das Unternehmen den erzürnten Kunden auf einer Versammlung kundgetan, jetzt, jetzt aber, jetzt aber gewiss werde man alle Aktivitäten bündeln und endlich den ersehnten Anschluss in Betrieb nehmen.

Ich musste etwas grinsen. Zwar waren vier Jahre lang Bautrupps unterwegs, die Welt mit rot-weißen Baken vollgestellt und Kilometer von Glasfaserkabeln im Boden versteckt worden. Zur Inbetriebnahme fehlt allerdings noch etwas. Da, wo dereinst die Schaltkästen den Hausanschluss regeln sollen, kommen immer noch bunte, hübsch anzusehende Kabelbäume aus der Erde und ragen ungeschaltkastet in den Himmel.

Man darf gespannt sein.

Also mit der Hardware dauert es einstweilen noch.

Aber auch die digitalen Anwendungen sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Die Deutsche Post bietet mit der „Briefankündigung“ in der DHL-app die Möglichkeit, sich schon mal vorab zu freuen. Wenn ein Brief im Verteilzentrum gescannt wurde, erscheint er in der App und man kann – unterschiedlich lange – die Vorfreude genießen, bis er endlich im Kasten liegt. Unterschiedlich lange kann es deshalb dauern, weil „gescannt im Verteilzentrum“ noch lange nicht bedeutet, dass der Brief am nächsten Tag zugestellt wird. Die Schneckenpost hat diverse Möglichkeiten, kleine Verzögerungen einzubauen – und nutzt die auch ausgiebig. Und was heißt schon „ein Brief“? In der App taucht ein gescannter Brief auf – in Wirklichkeit kommen aber drei. Zwei davon fanden nicht den Weg in die App. Tja. Überraschung!

Und auch die Mitteilung „derzeit keine Postsendung verfügbar“ in der App entbindet nicht vom Empfang jener unsichtbaren Sendungen. Behördenschreiben, etwa von der Bußgeldstelle des Kreises, fliegen regelmässig unter dem Radar.

Daher: nett gemeint, aber gut gemeint ist nicht gut gemacht, wie Kurt Tucholsky seinerzeit schon wusste.

Und finalemente noch eine Schnurre: ich regele Steuererklärungen etc. pp. schon lange elektronisch. Mit einer Steuersoftware einer namhaften Firma, die auch die Kommunikation mit dem Finanzamt beinhaltet. Bislang erhielt ich den elektronischen Steuerbescheid Tage vor dem in Papierform vom Finanzamt versandten. Gestern überraschte mich allerdings der Papierbescheid hinterrücks. Und erst heute erhielt ich die Mitteilung der Software, mein Steuerbescheid sei verfügbar. Was eine Leistung, wenn die snail-mail die elektronische überholt!

Ja, im Digitalen ist in Deutschland noch viel Luft nach oben!

Justitias verrutschte Augenbinde

Gestern hat das Landgericht in Halle Björn Höcke wegen der Benutzung eines „Nazi-Spruchs“ zu einer Geldstrafe verurteilt.

Nun, das muss dieses „Hier kann jeder alles sagen, er muss nur mit den Konsequenzen leben“ von Dunja Hayali sein. Es gibt allerdings einige Seltsamkeiten in dieser Sache.

Einerseits hat diesen Spruch schon früher unter anderem die SPD verwendet, wie man deren Parteiorgan entnehmen kann. Gut, das war knapp vor den Nazis oder gleichzeitig mit diesen, weshalb man das natürlich nicht als Ausrede gelten lassen kann. Aber dass Politiker etablierter Parteien in jüngerer Zeit mit diesem Spruch ungestraft davongekommen sind, weckt schon den Eindruck, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Zweitens steht an der Fassade des Landgerichts Halle in Stein gemeißelt der Satz „Jedem das Seine“ – oh, den kennt man auch aus Berichten über das Lager Buchenwald. Honi soit, qui mal y pense.

Und drittens hat die Frankfurter Allgemeine bereits 10 Stunden vor dem Urteilsspruch genau diesen als Eilmeldung veröffentlicht. Oops, ein technischer Fehler. Man habe einen vorbereiteten Bericht zu früh veröffentlicht. Natürlich stellt sich die Frage, wieso man in Frankfurt schon morgens das Urteil und Strafmaß kennt, um einen Bericht vorzubereiten. Seltsam – oder beherrscht man in Frankfurt jetzt die Kunst des Hellsehens?

Aber mal ehrlich: ist nicht bereits Alles mal von Allen gesagt worden? Wie soll man da den Überblick behalten. „Alles für D…..“ ist strafbewehrt, aber „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“ geht unbeanstandet durch? Ist also der Kontext, in dem eine Aussage steht, nicht mehr wichtig?

Schreibt man diese Tendenz fort, muss man künftig damit rechnen, für die Verwendung der gleichen Buchstaben des Alphabets, das ja auch seinerzeit schon die Nazis benutzt haben, verurteilt zu werden?

Wie will man denn eigentlich dem so entstehenden Eindruck entgegen wirken, die Justiz werde inzwischen als Instrument der Herrschenden missbraucht?

Standard-Ausrede No. 3

Jüngste politische Ereignisse bringen mich drauf: die deutsche Tugend der Ausrede lebt!

Aus den Prozessen gegen die NSDAP-Bonzen wissen wir noch, wie Standard-Ausreden in deutschen Landen so gehen.

Da ist No. 1: „Ich kann für nix, ich habe nur auf Befehl gehandelt!“

Und No. 2: „Wenn ich’s nicht getan hätte, hätte es ein anderer getan!“

Und viel gebraucht, aber spindeldürr daherkommend, die No. 3: „Wenn das der Führer gewusst hätte…“

Nun, jetzt wo ein Gericht die Herausgabe der Akten zum Beschluss, die Kernkraftwerke stillzulegen – mitten in einer Energiekrise und explodierender Preise – verordnet hat, kommt heraus, dass selbst die Experten in den Ministerien vor der Abschaltung gewarnt haben.

Deren Bedenken wurden aber von den ideologischen Hardlinern beiseitegefegt und das einstmals beschlossene Atom-Aus eisern durchgezogen. Fakten hin und Fakten her.

Und da ist sie wieder, die Standard-Ausrede No. 3 in neuem Gewand: „Wenn der Minister gewusst hätte…“

Denn eigentlich habe Herr Habeck gar nicht gewusst, was die Experten in seinem MInisterium so diskutierten.

Klingt doch ein bisschen dürftig, oder?

Entweder hat er’s nicht gewusst – dann ist die Frage, warum einer, der seinen Laden nicht im Griff hat, immer noch auf dem Chefsessel klebt.

Oder er hat es gewusst, aber bewusst ignoriert – dann ist die Frage, warum er noch immer am Chefsessel klebt.

Spätestens jetzt ist doch mal „Führung“ gefragt, Herr Bundeskanzler.

Wir erinnern uns noch gut an seinen Spruch „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie“.

Hic Rhodos, hic salta!

Wende, Wende – und kein Ende

Die Politik unserer Tage ist – zumindest hierzulande – charakterisiert durch die inflationäre Verwendung des Worts „Wende“. Meist zusammengesetzt mit dem, was da gewendet werden soll.

Ob diese Wende zum Besseren stattfindet, ist eigentlich egal, Hauptsache, es bewegt sich etwas.

Nehmen wir die Energiewende.

Da sollen wir unsere Energieerzeugung weg von fossilen Brennstoffen zu sogenannten „erneuerbaren“ Energien „wenden“. Ach ja, im gleichen Atemzug wird das böse Atomkraftwerk für obsolet und verzichtbar erklärt.

Nun, seinerzeit hatte schon Joschka Fischer zugegeben, dass die Grünen bei gleichzeitigem Ausstieg aus Kohleverstromung und Kernkraft ein ziemliches Problem hätten.

Begriffe wie „Grundlast“ oder „Schwarzstartfähigkeit“ sucht man im Vokabular grüner Klimaretter leider vergeblich.

Und so wundert es nicht, dass vor kurzem das Wallstreet Journal die deutsche Energiepolitik auf den ersten Platz gehoben hat. Ja, natürlich nur, wenn man von hinten die Tabelle liest!

Ungemein deutlich und doch zutreffend wurde unsere als die „world silliest energy politics“ bezeichnet.

Mehr noch wirft die sogenannte „Verkehrs-“ oder „Mobilitätswende“ Fragen auf.

Und bleibt die Antwort schuldig.

Alle Verbrenner weg und statt dessen e-Autos her. Neben dem Reichweitenproblem gibt’s ja noch den Mangel an seltenen Erden, die uns daran hindern, den grünen Traum wahr werden zu lassen.

Und wo bitte soll denn dann der ganze Strom herkommen, um die Batterieautos zu laden?

Und inzwischen wurde ruchbar, dass es Pläne gibt, die Batterien der am Ladegerät hängenden e-Autos in Zeiten der Überlast anzuzapfen, sozusagen als Puffer. Hei, diese freudigen Gesichter, wenn man dann morgens nicht die vollgeladene Batterie vorfindet, sonder erstmal das Telefon schwingen und seine Termine umdirigieren kann!

Wir kaufen doch jetzt schon übermässig Strom hinzu, wohl dem, der nicht rechnen kann!

Inzwischen ist die e-Auto-Förderung beim Kauf ausgelaufen und der Markt wieder sich selbst und seinen Gesetzen überlassen. Und die Verkaufszahlen brechen genauso ein, wie die Kurse der e-Auto-Fertiger.

Und einen Gebrauchtmarkt für Batteriemobile gibt es auch nicht. Ernsthaft, wer gibt schon 43000,- € aus für einen gebrauchten Kia, der zwar fantastisch aussieht (und wie ich höre auch ordentlich Spass beim Fahren macht), wenn der Zustand der Batterie im Dunkeln liegt. Wird ein Batterieaustausch fällig, ist das Auto ein wirtschaftlicher Totalschaden!

Und der Wahnsinn geht weiter.

Nach dem gefloppten Heizungstausch gegen mit Strom betriebene Wärmepumpen legt der Wirtschaftsminister nochmal nach. Die Versorger sollen jetzt die Gasnetze demontieren.

Nach dem Motto: Euch werd‘ ich’s zeigen, einfach nochmal rasch die Gasheizung erneuern und auf andere Zeiten warten!

Bei all‘ diesen „Wenden“ kann ich nur eins als Grundprinzip erkennen: die Politikwende.

Ja, früher war zwar nicht alles besser, aber zumindest die Politiker noch halbwegs bemüht, den Wählerwillen zu ergründen und – so möglich – auch zu beachten.

Heute jedoch scheint die Regierung dem dummen Volk den Krieg erklärt zu haben. Scheinbar ist der Wille des Wahlvolkes unerheblich und die Regierenden wissen alles Besser. Volk, folge unseren Anweisungen in eine rosige Zukunft!

Dementsprechend muss man heute die Wahlprogramme vor Augen, versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen. Es ist oft genau das Gegenteil dessen, was im Programm stand, was dann nach der Wahl umgesetzt wird.

Es scheint auch irgendwie völlig egal, was man wählt, es kommt am Ende immer etwas heraus, das sich auf „grün“ reimt. Und weiter geht die Fahrt des Narrenschiffs Richtung Brandung. Volle Kraft voraus!

Man kann nur mit einem Wilhelm-Busch-Zitat enden:

Wehe, wehe,

wenn ich auf das Ende sehe!

 

Neues aus Absurdistan

Ich traute meinen Augen nicht, als ich in der Lokalzeitung von diesen Vorgängen las:

Natürlich hat die Stadt nicht nur eine Feuerwehr, sondern auch den dazu passenden Wehrleiter. Leider ist dieser im Rathaus und sortiert Akten, kann also seinen Posten nicht ausfüllen (warum auch immer). Ein neuer Wehrleiter wurde flugs berufen.

Dieser ist jedoch momentan suspendiert, weil gegen ihn wegen Veruntreuung ermittelt wird.

Und nun will die Stadt eine weitere Planstelle einrichten, damit ein Ersatz-Wehrleiter bestellt werden kann.

Das wäre ja alles noch einigermaßen lustig, wäre die Stadt mit ihrem eigenen Geld so verschwenderisch unterwegs. Die Stadt hat jedoch kein Geld, es sei denn, sie nimmt es den Bürgern weg. Es ist also leider unser aller Geld, mit dem hier so geaast werden soll.

Kleiner Tipp: ein Wehrleiter hat, wie man weiss, auch einen Stellvertreter. Dieser ist in der Lage, bei Verhinderung seines Häuptlings dessen Amtsgeschäfte zu führen.

Wie wäre es also, diesen Stellvertreter kommissarisch mit der Leitung der Wehr zu beauftragen, bis entweder die Vorwürfe gegen den eigentlichen Feuerwehrhäuptling entkräftet sind oder dieser aus seinem Amt entfernt wird, falls die Anschuldigungen sich bewahrheiten?

Danach könnte die freiwerdende Stelle neu besetzt werden.

Die Frage wäre ja noch, was passiert, wenn wir die neu eingerichtete Stelle besetzt haben und dann die Unschuld des alten Kommandanten erwiesen wird. Haben wir dann eine Doppelspitze?