Eins kann man ganz sicher sagen: der Deutsche liebt seine Maske. Heiss und innig. Auf Twitter gibt’s den Hashtag #dieMaskebleibtauf und das bedeutet: fällt die Maskenpflicht, tragen wir sie trotzdem! Wie kann man es wagen, angesichts wieder steigender Inzidenzen alle Leute zu gefährden, indem man die Maske nicht mehr zur Pflichtverkleidung im öffentlichen Raum macht? Wahnsinn!
Und: gehen Sie mal in den Niederlanden einkaufen! Da ist seit neuestem die Maske nicht mehr Pflicht. Sie erkennen deutsche Besucher daran, dass diese schon auf dem Parkplatz ihre Gesichtswindel umschnallen und aggressiv böse alle anschauen, die es wagen, ohne in den Supermarkt zu gehen.
Nun, man muss nicht Statistik oder gar Medizin studieren, um erkennen zu können, dass die Masken das Infektionsgeschehen nicht beeinflussen. Schon gar nicht zum Guten. Es reicht, wenn man Staaten mit und ohne Maskenpflicht vergleicht. Am besten Nachbarn wie South Dakota und North Dakota. Die einen mit, die anderen ohne Maskenmandat. Überraschung: Es gibt keinen, in Worten keinen Unterschied im Infektionskurvenverlauf.
Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Einer davon: die Masken werden nicht bestimmungsgemäss verwendet!
Das heisst nicht nur, dass sie falsch getragen werden (Masken müssen so dicht sitzen, dass keine Luft nebenher entweichen kann – machen Sie das mal als Bartträger), sondern dass den falschen Maskentypen vertraut wird.
Wir haben
- die „medizinische“ Maske. Die trägt das Personal beispielsweise im OP. Und die bewirkt: dass die beim Sprechen erzeugten Tröpfchen nicht ins OP-Gebiet oder auf den sterilen Instrumententisch fallen. Mehr nicht. Feine Aerosole, die mit Viren und Erregern belastet sind, gehen durch. Also das, was aus den Tiefen unseres Bronchialsystems kommt.
- die FFP-2 Maske. Von der sagte einst Söder: wenn die Viren besser werden, muss auch die Maske besser werden. Das ist allerdings der falsche Typ Maske, um Viren zu filtern. Feine Stäube, etwa beim Schleifen oder Steine schneiden, werden in der Tat zurückgehalten. Allerdings stellt die Berufsgenossenschaft hohe Anforderungen: der Maskenträger muss erst medizinisch für tauglich befunden werden, bevor der Arbeitgeber ihn zu Arbeiten mit Maske einteilen darf. Und die Tragedauer ist beschränkt: höchstens 75 Minuten am Stück, dann muss eine Pause ohne Maske gemacht werden. Eine Fahrt von Hannover nach München mit FFP-2-Maskenpflicht, überwacht durch Blockwarte und Zugbegleiter würde für den Arbeitgeber ziemlichen Ärger mit der BG bedeuten – aber mit Privatleuten kann man’s ja treiben. Dieser Maskentyp wurde früher mit einem Beipackzettel ausgeliefert, auf dem deutlich hervorgehoben zu lesen war: not for medical use! Warum dieser Zettel jetzt neuerdings fehlt?
- die FFP-3-Maske. Diese nun endlich hat ein so feines Filtergewebe, dass sie den Träger auch vor Bakterien und Viren zu schützen vermag. Allerdings hat sie einen so hohen Atemwiderstand, dass beinahe die halbe Bevölkerung diese nicht ohne Schäden tragen könnte. Und ein Ausatemventil, damit’s nicht ganz unerträglich wird. Damit entfällt aber der postulierte Fremdschutz, denn meine feinen Aerosole aus den Tiefen des Bronchialsystems entweichen ungehindert in die freie Natur.
Über den Sinn der zu Anfang der Pandemie überall propagierten „Alltagsmasken“ – Stofffetzen, die jeder Haushalt selbst aus alten T-Shirts oder Ähnlichem herstellen konnte – brauchen wir in medizinischem Zusammenhang nicht weiter zu diskutieren. Ich sage nur: versuchen Sie mal, in einem Sieb Wasser zu holen…
Auch das Wo ist interessant. Wo macht Maskentragen (ausserhalb des OP oder bei Schleifarbeiten) einen Sinn?
- Im Freien schon mal nicht. Überhaupt nicht. Auch hier kann man durch einfaches Beobachten drauf kommen. Denken Sie mal an zwei Leute, die bei klarem Frost sich draussen gegenüber stehen und unterhalten. Was sehen wir? Weisse Wölkchen kommen aus Mund und Nase, diese wabern kurz um die Leute herum, steigen auf und – werden unsichtbar. Klarer Fall, die Ausatemluft kommt mit Körpertemperatur aus uns heraus, steigt auf (wärmer als die Umgebung) und verteilt sich. Jetzt wundert uns natürlich nicht mehr, dass so gut wie keine Infektionen draussen beschrieben sind. Was bei Frost für jeden sichtbar sein kann, funktioniert auch so, wenn wir 30° auf dem Thermometer messen. Wenn dann noch Wind weht, sind feine Aerosole draussen wirklich kein Thema mehr.
- Drinnen funktioniert das genau so. Allerdings sind die Möglichkeiten für Aerosole, sich zu verflüchtigen durch die Belüftung limitiert. Wenn man – wie im OP – eine hohe Luftwechselzahl vorschreibt, sollten auch die feinen Aerosole kein Problem darstellen. Das gilt ebenso für das Innere von Passagierflugzeugen. Sitzt man allerdings dicht gedrängt in schlecht belüfteten Räumen (Bierzelt, Karnevalsveranstaltung), muss man sich über hohe Infektionszahlen nicht weiter wundern.
Kurz zusammengefasst: Draussen braucht man sie nicht, drinnen nützen sie nichts.
Auch das Wie des Tragens ist entscheidend: wie schon erwähnt, Masken müssen dicht sitzen. Überall am Gesicht. Und daran hapert es nicht nur bei Bartträgern. Auch der gut rasierte Operateur klagt immer über die beschlagende Lupenbrille. Am oberen Rand entweicht also doch Luft ungefiltert. Erst, wenn man den oberen Rand durch ein Klebeband am Gesicht fixiert, ist Ruhe.
Wie Schlierenaufnahmen (besondere fotografische Technik im Gegenlicht) zeigen, entweicht auch an den Seiten selbst einer korrekt getragenen Maske Luft. Speziell, wenn der Träger husten oder gar niesen muss – imposant, was da alles nebenher geht.
Und dann noch – ganz wichtig – man kann Masken nicht mehrfach verwenden! Bei uns im OP lautete die Regel: nach 2 Stunden Tragedauer muss die Maske gewechselt werden – bei Durchleuchtung schon früher. Eine einmal angelegte Maske darf nicht unter dem Kinn verwahrt und dann wieder ins Gesicht gezogen werden. Sie ist nach dem Tragen zu entsorgen! Und eine neue Maske zu verwenden, wenn’s wieder in den OP geht. Und: das Innere der Maske darf auf keinen Fall mit den Fingern berührt (und damit kontaminiert) werden. Was sehen wir aber im Alltag: da steigt jemand aus dem Auto, setzt sich die Maske auf (die vorher am Innenspiegel gehangen hat) und fühlt sich geschützt. Wie oft diese Maske schon herhalten musste? Wir wissen es nicht. Aber mit jedem Mal Tragen, Absetzen und am Innenspiegel verwahren, steigt das Kontaminationsrisiko. Noch schlimmer, die Maske ruht in der Jackentasche, womöglich noch in einer Plastiktüte. Man züchtet sich so einen kleinen Zoo von Erregern, die man normalerweise auf dem Gesicht und im Nasen-Rachenraum mit sich herumträgt. Dort hat man sich mit ihnen arrangiert – was aber, wenn man die konzentriert durch die Dauer-Maske einatmet? Nun, Fachleute warnen vor den Gesundheitsgefahren.
Fazit: keine Evidenz für die Wirksamkeit von Masken zur Infektionsprävention und keine, aber wirklich keine Notwendigkeit, irgendwo die Leute mit FFP-2-Masken zu quälen, so gut gemeint das auch sein mag. Wie so oft: gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht!
Man könnte die seinerzeit so beliebte „Fragen Sie Radio-Eriwan“-Serie fortsetzen:
Frage an Radio Eriwan: Sind Masken nützlich?
Antwort: Im Prinzip nein. Jedoch vor einem schützen sie ganz sicher: vor einem Bussgeld bei Verstoss gegen die Maskenverordnung.