Neulich mal wieder in den Urlaub gefahren. Nach Norden an die Ostsee sollte es gehen. Kann ja nicht so schwer sein…
Um Hamburg herum herrschte ziemliches Chaos – schließlich wird am und im und um den Elbtunnel herum ziemlich gebaut. Lange, ausdauernd. Und ohne Aussicht auf baldige Fertigstellung. Erinnert irgendwie an den Berliner Flughafen. Gut Ding braucht gut Weil…
Mit den Ausweichstrecken Richtung Norden sah es im Großraum Hamburg auch nicht viel besser aus.
Warum nicht durch die Heide fahren, die Fahrt genießen und dem Stress umgehen? Also Richtung Lüneburg, dort Mittagspause eingelegt und dann weiter Richtung Lauenburg, die Elbe überqueren und dann Kurs auf Lübeck halten.
Fehler! Die Strecke über Lauenburg Richtung Lübeck ist gesperrt, an der Elbbrücke wird gebaut.
Ach watt! Wer koordiniert denn sowas? Oder koordiniert hier vielleicht gar niemand? Wahrscheinlich.
Also über Geesthacht. Die Elbe überquert und dann mühevoll nach Lübeck.
Das Navi empfahl mir mit sonorer Stimme, jetzt möchte ich auf die A 20 auffahren und dann die A 1 Richtung Norden nehmen. Erschreckt von dem langen Stau auf der A 20 habe ich die Anweisung ignoriert und dann doch händisch meinen Kurs durch Lübecks Innenstadt genommen – und bin wahrlich im Fussgängertempo durch diverse Staus manövriert, bis ich – endlich, nach gefühlten Stunden im Verkehrschaos – auf die Autobahn Richtung Fehmarn auffahren konnte.
Aufatmen. Doch was ist das? Nach kurzer Fahrt erreichen wir eine Baustelle, 2 Fahrspuren Richtung Norden sind angelegt, aber nur eine einzige Richtung Süden. Vor der elend langen Baustelle stauen sich natürlich die Fahrzeuge am Beginn der Einspurigkeit. Wir fahren gottseidank entgegengesetzt und können kilometerlang die genervten Fahrzeuglenker im Stau bewundern.
Abgesehen von den Unarten einiger, wie zu dichtes Auffahren oder Spurwechsel ohne Rücksicht auf den dort befindlichen Verkehr, nerven mich am Autobahnfahren die deutschen Baustellen ohne Ende.
Also, es nervt mich schon ohne Ende, aber ich meine wörtlich Baustellen ohne Ende, zeitlich wie räumlich.
Während in Deutschland zwanzig Kilometer abgesperrt werden, auf denen man perfekte Baustellenmarkierungen bewundern kann, aber nur selten einen schaffenden Werktätigen antrifft, scheinen unsere österreichischen Nachbarn da eher ergebnisorientiert aufgestellt zu sein. Auf der Inntalautobahn habe ich so eine Baustelle gesehen, fünf Kilometer waren abgesperrt und es herrschte so ein Gedränge an Menschen und Maschinen, dass ich erschreckt an eine Demonstration geglaubt habe. Oder ist Vollversammlung und Zahltag? Nein, die hatten alle was zu tun und erkennbar den Drang, damit auch mal irgendwann fertig zu werden.
Geht doch. Anders als bei uns.
Und dann die Planung!
Wenn eine verkehrsreiche Ost-West-Verbindung gesperrt wird, weil eine sonst unbarmherzig zusammenstürzende Brücke saniert werden muss, kann man drauf wetten, dass die Alternativstrecken auch mindestens eine solche ewige Baustelle aufweisen, was uns Gelegenheit gibt, im Stand die liebreizende Landschaft zu begutachten. Früher unterstanden die Autobahnen Landesbehörden, die natürlich schön unabhängig voneinander solche Planungen betrieben haben. Aber jetzt? Seit Jahren gibt es nur noch die Bundesautobahngesellschaft. Da sollte es doch leichter sein, verschiedene Abteilungen zu einer gemeinsamen Planung zu bewegen!
Gibt es keine Alternativautobahn und man muss an einer Anschlussstelle die Autobahn verlassen, um sich über Bundesstraßen voranzuquälen, dann ist natürlich die Strecke gut ausgeschildert. Aber sonst ist nichts passiert, oder hat man etwa schon einmal erlebt, dass die Ampel an der Autobahnausfahrt über verlängerte Grünphasen verfügt, damit die Ausweichstrecke die erhebliche Zunahme des Verkehrs auch bewältigen kann? Gar von geänderten Vorfahrtsverhältnissen oder einem regelnden Verkehrspolizisten zu träumen, wage ich schon gar nicht mehr. In anderen Ländern dieser Erde denkt man da schon mal weiter als bis zur Autobahnabfahrt.
Ja, den Ferienkalender kann man natürlich auch zur Planung heranziehen. So ist es sicher ungeschickt, ausgerechnet in den Ferien mit hohem Reiseverkehr den Elbtunnel in Hamburg kurzerhand komplett zu sperren. Leute! Geht’s noch?
Was wir brauchen ist eine Verkehrswende!
Und damit meine ich nicht, vom Verbrenner auf das E-Auto umzusteigen, ohne dass man sagen könnte, woher der benötigte zusätzliche Strom denn kommen soll, wenn nicht von unseren polnischen oder französischen Nachbarn.
Nein, eine gemeinsame Planung von Baustellen und Umleitungen. Bundes-, Landes- und örtliche Behörden in einer koordinierten Aktion.
Ich finde, im Zeitalter moderner elektronischer Kommunikationsmittel kann man so etwas verlangen.
Von solchen Dingen wie der intelligenten Vernetzung sämtlicher Verkehrsteilnehmer, wie man sie uns Anfang der 2000er Jahre versprochen hat, wage ich ja schon lange nicht mehr zu träumen. Damals hieß es, dass die Fahrzeuge sich gegenseitig ohne Zutun des Fahrers über Staus und Gefahrenstellen informieren, so dass niemand mehr vom Stauende oder einer Unfallstelle hinter der Kurve überrascht werden müsste. Aber dann erklärte die Kanzlernde „die Digitalisierung“ zur Chefsache. Und mir war klar, was wir da zu erwarten hatten.
Nichts.