Zweierlei Mass

Es scheint langsam in Mode gekommen zu sein, mit zweierlei Mass zu messen. Es ist schon eine Weile her, dass wir damit angefangen haben, aber so langsam scheint es das „neue Normal“ zu werden.

Da ist zum Beispiel China unjüngst aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten.

Ausgerechnet einer der anerkannt führenden Umweltverschmutzer macht sich ab sofort nix mehr aus dem berühmten Pariser Abkommen, das nicht etwa – wie viele falsch verstehen – die Dinge verbindlich regelt, sondern eher so eine Auflistung von wünschenswerten Zielen ist, butterweich in Formulierung und zugrundeliegenden Gedanken.

Hat es da einen Aufschrei und entsprechende Berichterstattung in den Medien gegeben? Nö, eher beiläufig wurde die Tatsache erwähnt, dass die Chinesen das Klima nicht mehr als schützenswert (oder schutzfähig) ansehen.

Vor Jahren ist schon mal eine grosse Nation da ausgeschert. Nur hiess deren Präsident Donald Trump und es war ein tagelanges Aufheulen und Wettern in den deutschen Medien, als wäre nun unser kollektiver Untergang beschlossene Sache.

Oder nehmen wir die Tatsache, dass die sogenannte „Antifa“ eine Liste hessischer AfD-Kandidaten für die kommende Landtagswahl veröffentlicht hat. Detailliert wurden Lebensgewohnheiten, Kfz-Kennzeichen, Wohnorte aufgeführt, verbunden mit der Aufforderung, man möge doch Hausbesuche durchführen und den Rechten das „Leben zur Hölle“ machen.

Oh ja, so geht Demokratie im Jahre 2023!

Politische Gegner werden an Leib und Leben bedroht, deren Familien gleich mit. Klassische Aufforderung zu Straftaten.

Ermittelt da jetzt irgendeine Behörde?

Scheint ja eher nicht so, wenn auch die hessische Obrigkeit den Link zu besagter Liste nochmal ins Internet stellt. Natürlich nur im Rahmen akkurater Berichterstattung. Oder versehentlich. Ups.

Honi soit, qui mal y pense!

Was ist das doch für ein Kontrast zur innigen und konsequenten bundesweiten Verfolgung der sogenannten „Reichsbürger-Putschisten“ mit Hilfe der geballten Staatsmacht . Die stellten offenbar eine konkrete Bedrohung dar. Wie man später lesen konnte, war sogar Kontakt zu Ausserirdischen entweder hergestellt oder zumindest gewünscht. Da sind wir ja noch mal dank unermüdlicher Aufmerksamkeit der einschlägigen Behörden ganz knapp davongekommen.

Die alten Lateiner hatten für diese Unterschiede in der Behandlung einen schönen Spruch:

Quod licet Iovi, non licet bovi.

Wobei man allerdings hierzulande grosse Schwierigkeiten hat, Ochs und Esel auseinander zu halten…