Zeitgeist auch im Kino

Da waren wir nach langer Zeit mal wieder im hiesigen Kinocenter. Ein Film mit Tom Hanks, der einen griesgrämigen, alleinstehenden Rentner spielt, der allen Nachbarn mit seinem Blockwartgehabe auf den Sack geht – und dessen wundersame Wandlung zum freundlichen Menschen, weil eine neu eingezogene Nachbarsfamilie einen wohltuenden Einfluss auf ihn hat.

Ich habe den Trailer gesehen – und Karten gekauft.

Wir also hin.

Soweit alles wie bekannt, die papierlose Ticketkontrolle über die Wallet der AppleWatch nötigt dem Controlletti ein anerkennendes Nicken ab, ja, der weisshaarige Opa geht mit der Zeit.

Dann warten auf den Film. Plötzlich tut sich was auf der Leinwand. Was Neues: ein online-Spiel (laden Sie unsere app herunter, machen Sie mit, vielleicht gewinnen Sie ja zwei Kinokarten). Och nö.

Dann Werbung, Werbung, Werbung – meist für neue Filme. Und: es gibt sie noch, die Langnese-Konfekt-Werbung zum Schluss, nur dass jetzt keine holde Maid mehr auftritt, die die Konfektpackungen verkauft. Statt dessen wird darauf hingewiesen, man könne das Produkt ja am Tresen im Vorraum erwerben. Jetzt? Wo der Film anfängt? Nicht so richtig durchdacht, dieses Konzept.

Dann der Hauptfilm.

Och, der beruht auf einem schwedischen Original (hätte ich das gewusst, hätte ich mein Geld gespart, denn diesen Film kannte ich schon von einer Ausstrahlung bei arte und fand ihn, wie alle schwedischen Filme, etwas gestelzt und langwierig im Aufbau und zäh im Ablauf – genau das Richtige kurz vor’m Einschlafen).

Und nach nur 40 Minuten hatten wir sie schon, die erste Verbeugung vor dem Zeitgeist. Auf dem Fahrad naht der Zeitungsbote und stellt sich vor. „Ich bin Malcolm und ich bin transdschänder.“

Geh mir weg! Hat man nicht mal in einem Remake eines langweiligen schwedischen Films seine Ruhe vor diesen Leuten? Warum muss er das jetzt sagen? Was geht es den Zeitungsabonnenten an, welcher Befindlichkeit oder sexueller Orientierung sich der Bote erfreut? Gibt’s denn keine Trennung von Beruf und Privatleben mehr?!?

Fast wäre ich gegangen, aber das viele Geld (2 Karten 28,50 € – allzu oft kann sich unsereiner sowas sicher nicht mehr leisten!) hielt mich zurück.

Und ich wurde nicht enttäuscht, im weiteren Verlauf klingelt Mr. Transdschänder an der Tür und begehrt einen Schlafplatz für die Nacht, sein Vater habe ihn herausgeworfen. „Weil Du transdschänder bist?“ „Ja, auch“. Über die „auch“-Gründe musste dann nicht weiter berichtet werden, das Mitgefühl aller Zuschauer war ja schon mal sichergestellt.

Näää, jetzt auch in Ihrem Kino: Volkserziehung vom Feinsten.

Quotendenken

Ach ja, die guten alten Zeiten. Wer, wie ich, in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geboren ist, kennt es noch.

Die Jungen spielten – und zwar draussen – Cowboy und Indianer, ersatzweise auch Cowboy und Banditen. Mit unseren Spielzeugpistolen Marke „Superpeng“ (Olaf, das wäre doch die Steigerung des Doppel-Wumms?) oder zur Not auch nur mit einem gefundenen Knüppel als Waffenersatz schossen wir uns gegenseitig tot, dass es nur so eine Freude war. Wetter schön? Da gab’s dann keine Steigerung mehr für unser bescheidenes Lebensglück.

Und dann kamen die Mädchen mit ihren Kleidchen und Puppenwagen um die Ecke. „Die Mamma hat gesagt, ihr sollt uns mitspielen lassen!“

Dagegen gab es keine Revision oder Widerspruch. Sie war die oberste Instanz in unserem Leben, über der Mamma kam nur der liebe Gott – und der war momentan unerreichbar. Mamma hat’s gesagt – damit waren wir dann in der Falle.

Und zunächst schien alles noch erträglich.

Bloss, dass wir jetzt „Essen ist fertig, reinkommen!“ von unseren neuen Mitspielerinnen vernahmen.

Ja war denn das „Duell im O.K.-Corral“ wegen „Mittagessen ist fertig“ unterbrochen worden? Bei uns jetzt schon.

Ach ja, die Knarre darf nicht mit in die Wohnung! Gib die mal her, die verwahr‘ ich für dich.

Was ist ein Cowboy ohne Knarre? Da können wir ja auch gleich…

Und eh man sich versah, war das „Mitspielen lassen“ in ein „Wir bestimmen, was hier gemacht wird“ verwandelt und die ganze Chose ähnelte sehr dem ach so beliebten Spiel „Vater, Mutter, Kind“. Wobei das Kind – in diesem Fall als Kleinster ich – die Arschkarte hatte. Alle, wirklich alle schubsten das Kind herum.

Tolle Idee von Mamma, uns zu verordnen, die Mädchen „mitspielen“ zu lassen. Wo die doch offenbar keine Ahnung hatten, wie „Cowboy und Indianer“ richtig gespielt wird.

Wir begannen den Himmel nach Regenwolken abzusuchen und lauerten auf den mütterlichen Ruf „Essen kommen!“

Daran muss ich immer zurückdenken, wenn in der Politik von „Geschlechterparität“ die Rede ist.

Eine tolle Idee, Posten und Wahllisten „paritätisch“ zu besetzen.

Anders ausgedrückt: eine Frauenquote einzuführen, bei der Qualifikation keine Rolle spielt.

In meinem Berufsleben habe ich in diversen Konferenzen genug Quotenfrauen erlebt, um mich bei dem Gedanken an solchen Unsinn zu schütteln. Meist war die Qualität dieser Damen unterirdisch, wenn sie den Mund auftaten, um zu reden, kam ein derartiger Unsinn zum Vorschein, dass man unwillkürlich dachte „si tacuisses, philosophus mansisses“ – hättest Du geschwiegen, hielte man dich für einen Philosophen (in diesem speziellen Fall für eine Philosophin). Oder in verständlichem Deutsch: „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage.“

Es gab natürlich in den diversen Gremien auch Frauen, die sozusagen auf natürlichem Weg dahin gekommen waren. Die erkannte man schnell daran, dass sie bei so einer Quotenfrau-Elogie im Sessel zu versinken schienen und den Himmel nach Regenwolken abzusuchen begannen.

Und die Steigerung ist noch, wenn heutzutage ein halbwegs qualifizierter Mann seinen Posten verliert, damit wegen der Parität eine Frau nachrücken kann, die so unqualifiziert ist, dass man das Ganze für eine Posse hält. Beispiele dafür gab’s in der jüngsten Vergangenheit zuhauf.

Immerhin, wir sind noch nicht beim Verhalten der Spinnen angelangt, wo die Weibchen nach der Begattung die Männchen fressen. Ist ja nur ein Mann, das kann weg.